Schauspiel • Wiederaufnahme • Termine bis November 2019

Die Parallelwelt

Eine Simultanaufführung zwischen dem Berliner Ensemble und dem Schauspiel Dortmund • von Alexander Kerlin, Eva Verena Müller und Kay Voges

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Die Parallelwelt

Zwei Theater, zwei Bühnen, zwei Zuschauerräume mit einem verdoppelten Publikum in zwei Städten - und die bildgewaltige, fantastische Geschichte eines Lebens, das sich selbst gegenübersteht und dann weiterverzweigt, in einer endlosen Spirale der Möglichkeiten.

Die zwei siebenköpfigen Schauspielensembles auf den Bühnen im Berliner Ensemble und im Schauspiel Dortmund spielen zeitgleich miteinander Theater. Sie sind, wie das Publikum, zugleich voneinander getrennt und doch sicht- und hörbar miteinander verbunden, in Echtzeit: durch ein Glasfaserkabel, das Bilder und Töne in Lichtgeschwindigkeit über 420,62 Kilomenter Luftlinie zwischen Dortmund und Berlin hin- und hertransportiert.

In wechselnden Rollen erzählen die Schauspielerinnen und Schauspieler gemeinsam die Geschichte eines Menschen, nennen wir ihn Fred, in sieben Stationen. Es sind Momentaufnahmen, in denen starke Emotionen und grundlegende Fragen sich zu einem dramatischen Augenblick des Lebens verdichten: Geburt, Kindheit, erste Liebe, Hochzeit, Trennung, Alter, Tod.

In Die Parallelwelt verlaufen die Geschichten jedoch nicht parallel, sondern gegenläufig. Berlin erzählt von der Geburt bis zum Tod, und Dortmund umgekehrt. Spätestens in der Mitte dieses Lebens jedoch, als sich während Freds Hochzeit ein Riss in der Raumzeit auftut und die beiden Festgesellschaften sich selbst gegenüberstehen, geraten alle Sicherheiten über unser Dasein endgültig ins Schwanken. Die Naturgesetze spielen verrückt, die Bilder der Wirklichkeit beginnen zu tanzen.

Doch was ist real? Alles, was sich messen lässt? Welche anderen Wirklichkeitsräume gibt es und welchen Einfluss haben sie auf unser Leben? Was ist mit Traum und Fantasie, mit Gedanke und Wunsch? Erschaffen wir die Welt in unserer Vorstellung oder können wir uns nur vorstellen, was der Fall ist? Was aber ist der Fall? Für wen? Und wo? Welche Weltinnenräume teilen wir mit wem genau, seitdem der digitalisierte Erdball gefühlt auf einen Punkt zusammengeschrumpft ist, auf dem es keine Abstände mehr gibt?

Und was, wenn die uns bekannte Welt mit ihren Menschen und Dingen irgendwo im Universum mindestens ein zweites Mal existierte? Und zwar in großer Ähnlichkeit? Was wäre, wenn all die großen, intensiven Momente im Leben nicht durch ihre Unverwechselbarkeit glänzten, sondern sich gleichen würden wie Kopien? Gibt es ein Entkommen aus vor- und nachgelebten Mustern? Was würde es bedeuten, wenn es uns in jeder möglichen anderen Ausführung und Situation gäbe? Welche Alternativen hätten wir gehabt?

Die Parallelwelt spielt mit der Vervielfältigung von Identitäten im Zusammenspiel mit dem Wandel von Bildern, die sich die menschliche Spezies zu der Welt macht, deren Teil sie ist. Eine überbordende Fantasie der Entgrenzungen. Ein kurzweiliger und philosophischer Albtraum der Auflösung. Und eine Neuzusammensetzung der Welt, wie wir sie kannten.

Nach Das Goldene Zeitalter und Die Borderline Prozession (eingeladen zum 54. Berliner Theatertreffen 2017) entwickeln Kay Voges, Alexander Kerlin, Eva Verena Müller und Team wieder gemeinsam einen Theaterabend, der die Ränder des Erzählens auslotet und die Grenzen zwischen Theater, Film und Netz niederreißt – diesmal in Koproduktion und als Simultanaufführung zwischen dem Berliner Ensemble und dem Schauspiel Dortmund.

Besetzung

Lichtdesignassistenz Bjarne Gedrath

In Dortmund mit Andreas BeckFrank GenserBettina LiederUwe SchmiederXenia SnagowskiFriederike TiefenbacherMerle Wasmuth
In Berlin mit Stephanie Eidt, Oliver Kraushaar, Sina Martens, Annika Meier, Peter Moltzen, Josefin Platt, Owen Peter Read

Samiel Eva Verena Müller

Statisterie in Dortmund Lasse Immens / Leonard Walkenhorst, Gianna Cusano, Lisa Gotzsche, Sabine Kleffmann, Carina Fast
Statisterie in Berlin Emil Braun / Ilja Bultmann, Julia Boxheimer, Ulrike Großheim, Ivana Jenjic, Konstantin Kunath

Meinungen

Kritiken und Pressestimmen

nachtkritik.de

Die Parallelwelt hat etwas zutiefst Menschliches und Persönliches, rührt an gewaltigen letzten Fragen. Und ironisiert zugleich sehr witzig das menschliche Bedürfnis, sie sich immer wieder zu stellen. Durch die direkte Konfrontation mit der digitalen Gleichzeitigkeit wird eine philosophische Tiefe, Komplexität und Konkretheit erreicht, die im Theater selten zu sehen ist. Mit Hilfe der Form wird erlebbar gemacht, worum es an dem Abend inhaltlich letztlich geht: dass man sich selbst so wichtig nimmt und doch nur ein winziges, schnell verglühendes Staubkorn ist, dass das, was man für die größten und besondersten Imperative des eigenen Lebens hält, letztlich nur ein biologischer und serieller Plan ist. Das hat etwas Tröstliches.“

17. September 2018
Berliner Zeitung

„Immer dichter kommen die gegenläufigen Erzählungen aufeinander zu: In Berlin begann es mit Freds Geburt, in Dortmund mit seinem Sterben. Je näher sie dem Punkt kommen, wo Spiel und Spiel aufeinanderprallen, desto mehr überlagern und vervielfachen sich die Bilder. Zwischendurch schleichen Aristotelesse durch die Flure, philosophieren über ‚Schrödingers Katze‘ und die Welt, geben dem Ganzen Fallhöhe. Kay Voges und seine Mannschaften haben eine leicht surreale Mystery-Choreografie entworfen, die perfide genau auf das produktive Chaos zusteuert, in der quantisch korrekt Theater, Spiel und Welt aus allen Angeln fliegen. Das ist bildschön anzusehen!“

17. September 2018
DLF Kultur

Parallelwelt ist Quantenphysik auf dem Theater. In der Mikrowelt der kleinsten Teilchen gibt es Raum und Zeit nicht wie wir sie kennen, die Verhältnisse sind anarchisch, gehorchen keinen Regeln. Das haben die Autoren Voges, Kerlin und Eva Verena Müller für die Makroebene durchgespielt. Ein zutiefst menschlicher, nachdenklicher und unterhaltender Abend.“

18. September 2018
Ruhr Nachrichten

„Voges entfesselt den Overkill der Gleichzeitigkeiten. Stark, wo das Doppelgänger-Motiv zum Albtraum wird, wie in der Romantik, oder in David Lynchs Film ‚Lost Highway‘. Hier ist ein Regisseur am Werk, der mit seinen Glasfaserkabeln und Kameras wirklich noch was wissen will. Vom Leben und der Kunst.“

17. September 2018
Süddeutsche Zeitung

„Die Erzählstränge und Zeitachsen treffen aufeinander, die Hochzeitsgesellschaften in Berlin und Dortmund begegnen sich auf diversen Bildschirmen. Das führt zu Komplikationen: Wer ist das Original, wer die Fälschung, wer die Hauptperson und wer nur der dekorative Hintergrund? Das hat vermutlich philosophische Tiefendimensionen, ist aber vor allem ein großer Spaß.“

17. September 2018
3sat Kulturzeit

„Das ist ein technisches Meisterwerk! Ein überwältigender Theaterfall, ein audiovisueller Wasserfall. Kay Voges fordert sein Publikum heraus - inhaltlich wie visuell. Sicherlich nicht immer leichte Kost, aber gewagt und gelungen!“

18. September 2018
Berliner Morgenpost

„Ein Abend, der in seinen besten Momenten mit seinen Ideen, Verweisen und Möglichkeiten den Verstand förmlich in seine Einzelteile zerlegt.“

17. September 2018
WAZ

„Egal, ob man alles verstanden hat an diesem Abend, ob tatsächlich nur noch real ist, was man messen kann - Kay Voges und die Seinen mit ihrem Interesse an den Menschen des digitalen Zeitalters entwickeln mit ihren Stücken inzwischen einen Rausch, dem man sich nur schlecht entziehen kann.“

17. September 2018
Neues Deutschland

Eine echte Pioniertat! Theater für Zeitgenossen!“

18. September 2018
Die Deutsche Bühne

„Ziemlich sensationell.“

19. September 2018
taz

„Die Entfernung zwischen Berlin und Dortmund, für deren Überbrückung das Ruhrgebietstheater im komplizierten Probenprozess ganze 187 Bahnfahrkarten gebucht hat, ist nicht mehr existent – ein exzellentes Bild für eine globalisierte Welt der Gleichzeitigkeit und absoluten Erreichbarkeit in jedem Winkel.“

17. September 2018

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