Liebes Publikum
liebe Freunde der Dortmunder Philharmoniker!
12 Jahre gehen zu Ende. Welche Worte sind nun die richtigen angesichts einer so langen Zeit, die wie im Fluge vergangen ist? Ich gestehe es offen – ich habe länger darüber nachgedacht und einige Zahlen recherchiert: Im Konzerthaus Dortmund durfte ich unsere fabelhaften Philharmoniker in mehr als 150 Aufführungen leiten. Dabei wurden 73 verschiedene Programme mit je etwa zwei bis drei Werken gespielt. Mit den Cityring-Konzerten positionierte sich unser Orchester erstmals dauerhaft auf dem Friedensplatz im Herzen der Stadt. Im Opernhaus am Wall dirigierte ich in dieser Zeit 27 Premieren mit insgesamt etwa 200 Vorstellungen. Acht gemeinsame Reisen führten uns nach Mailand (dreimal), Graz (zweimal), Belgrad und Novi Sad, Toblach und Amsterdam. Nicht zu vergessen sieben realisierte CD-Produktionen mit Werken von Gustav Mahler und Sergej Rachmaninow.
Natürlich bin ich sehr stolz auf dieses kolossale Pensum. Aber es gibt jemanden, der dazu noch viel mehr Grund haben sollte: Unser Orchester, das sich all dieser vielfältigen Aufgaben höchst souverän und oft triumphal entledigte. Dabei war es für mich aus zwei Gründen immer ein besonderer Ansporn, ein Stück in Dortmund im Konzerthaus mit den Philharmonikern zu dirigieren. Der eine liegt in der künstlerischen Meisterschaft unserer Kolleginnen und Kollegen, der unbedingte Wille dieses Klangkörpers, auf allerhöchstem Niveau die jeweilige Partitur umzusetzen. Der andere Grund aber sind Sie, liebes Publikum: Ihre Begeisterungsfähigkeit, Ihre Anteilnahme, Ihr Interesse und vor allem Ihre Treue zu den Dortmunder Philharmonikern sind etwas, was mich immer sehr bewegt hat. In allen Konzerten des Orchesters stieg der Zuspruch kontinuierlich an, von einer Auslastung von knapp unter 60 % in der letzten Spielzeit vor meinem Beginn 2013 bis auf beinahe 80% in der letzten Vor-Corona-Saison 2019. Für 2023/24 und 2024/25 erwarten wir nun wieder das damals erreichte hohe Niveau. Möge es bitte auch unter meinem Nachfolger immer so bleiben! Das ist die wichtigste Voraussetzung zur fortdauernden, erfolgreichen Existenz eines Sinfonieorchesters – ein leidenschaftliches und loyales Publikum. An dieser Stelle hier ein großes Dankeschön an Sie alle von mir dafür.
Für unsere letzte gemeinsame Saison gibt es noch einmal „Meilensteine“ des Orchesterrepertoires. Das Konzert mit Mahlers 7. Sinfonie wurde 2020 durch die Corona-Pandemie verhindert. Nun soll es endlich so weit sein. Die befreundeten Komponisten Benjamin Britten und Dimitri Schostakowitsch teilen sich einen Abend bei uns. Brittens 1940 komponierte Sinfonia da Requiem trifft auf die kurz zuvor, im Jahr 1936 entstandene 4. Sinfonie des sowjet-russischen Kollegen, die erst in den 1960-er Jahren zum ersten Mal aufgeführt werden konnte. Ein Höhepunkt wird im Oktober die Aufführung aller drei sinfonischen Dichtungen Ottorino Respighis, die die ewige Stadt Rom klanglich illustrieren, an einem Abend sein. Das wird ein Klangrausch ohne Gleichen!
Kein Abschied ohne etwas ganz Besonderes: Nach dem großen Erfolg des Beethoven Marathons im Jahre 2022 kehrt Beogradska Filharmonija in einem ähnlichen Projekt wieder zurück, um mit den Dortmunder Philharmonikern eine Bühne zu teilen. Dem großen Romantiker Sergej Rachmaninow soll nun ein ganzer Tag in unserer Stadt gewidmet werden. In drei Konzerten werden drei Klavierkonzerte und drei Sinfonien innerhalb von 12 Stunden zu hören sein. Dazu haben wir mit Beatrice Berrut, Olga Scheps und Bernd Glemser große Klavier-Virtuosen zu uns eingeladen.
Liebes Publikum, es war eine Freude mit Ihnen! Ich werde Sie nie vergessen, Musik macht man mit dem Herzen für andere Menschen – so war es all die 12 Jahre immer bei mir. Bleiben Sie gesund und leben Sie wohl!
Es grüßt Sie sehr herzlich,
Ihr Gabriel Feltz
Generalmusikdirektor der Stadt Dortmund