2170 – Was wird die Stadt gewesen sein, in der wir leben werden?
Julia Wisserts Eröffnungspremiere der Spielzeit 2020/21 stellt Dortmund - seine Geschichte und Zukunft – ins Zentrum. Wie werden wir uns in Zukunft an Dortmund erinnern? Welche Spuren der Geschichte liegen unter dem Pflaster und welche Erinnerungen nehmen wir mit in die Zukunft? Und vor allem: wie schreiben wir Geschichte? Wer spricht und wer hat nichts zu sagen? Was können wir hörbar machen und wie schreiben wir in Zukunft eine andere Geschichte?
Mit diesen Fragen luden wir fünf Autor*innen nach Dortmund ein und sie fanden spannende Orte und Geschichten. Der Abend beginnt am Schauspiel, dann bewegen wir uns in kleinen Gruppen in drei Stationen durch die Stadt um gemeinsam auf dem Platz der Alten Synagoge (Opernvorplatz) den Abend zu beenden.
Akın Emanuel Şipal gründet eine neue Republik: eine Republik der Dichter*innen und Denker*innen, die die Geschichten ihrer Herkunft einschreiben in ihre Zukunft. Der Text wird an der Katharinentreppe zwischen Stadtbibliothek und Fußballmuseum inszeniert. Ivana Sajko erzählt von der Ankunft und der Hoffnung auf eine Zukunft, die anders und besser sein soll als die Gegenwart. Recherchiert hat sie in der Nordstadt und erleben können wir diese Geschichte am Hinterausgang des Hauptbahnhofs. Mit Karosh Taha und ihrem Text erinnern wir uns an die Kielstraße 26, dem sogenannten Horror-Hochhaus und hören, an der Station am Kaufhaus im Westenhellweg 70-84, Geschichten aus der Zukunft und der Vergangenheit des Hauses. Am Platz der Alten Synagoge, dem heutigen Opernvorplatz, erinnert Sivan Ben Yishai in ihrem Text an die Zerstörung der Synagoge am Hiltropwall. Sie schlägt einen Bogen von der Vergangenheit in die Zukunft und bis zum Neustart des Theaters. Luna Ali schließlich schafft mit ihrem Text eine Verbindung zwischen den Orten: mit ihr reisen wir durch die Stadt und die Zeit. Und kein anderer als der mythologische Vogel Phönix, der für die ewigen Wiederkehr und den Wandel steht, könnte besser durch Dortmund führen. Zusammen mit zwei magischen Stadtplaner*innen ist der Phönix unser Reiseleiter durch Zeit und Raum.
Mit dieser außergewöhnlichen Theaterarbeit laden wir die Dortmunder*innen ein, ihre Stadt und ihr Theater neu zu entdecken. Denn gerade jetzt, in diesen schwierigen Zeiten, ist es wichtig, zusammenzuhalten und in Abstand und Distanz dennoch Begegnungen und Austausch zu ermöglichen. Wir schützen die Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten und freuen uns auf Sie.
Bitte bringen Sie mit bequeme Schuhe, wetterfeste Kleidung und Lust zu Laufen. Proviant und Stadtplan werden gestellt.
Achtung! Bei der Produktion kommt Stroboskoplicht zum Einsatz.
Gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen in Zusammenarbeit mit dem NRW Kultursekretariat Wuppertal.
„Geschichten, nebeneinanderstehend wie Menschen auf einem Bahnsteig" heißt es in ‚2170‘. Die Figuren, die in dem Stück ihre Geschichten erzählen, bilden Chöre, schieben sich Sätze zu, spiegeln sich ineinander. Sie drängen in die Stadt, vom Hauptbahnhof zur Fußgängerzone und vom Rand auf die Bühne. Ob das das Theater der Zukunft sein will? Vielleicht eher jenes der Gegenwart, geschrieben von dem, was war, und dem, was kommt.“
„Es ist, als sollten wir erst mal durchgerüttelt werden mit dieser Lichtshow im Nebel auf der Hinterbühne, als sollten unsere Sinne durcheinandergewirbelt werden, um Zeiten und Raum neu denken zu können.“
„Spannend wird der Abend besonders dann, wenn sich die Welten mischen und der Zuschauer plötzlich nicht mehr weiß, was genau zum Spiel dazu gehört und was nicht. Großes Theater!“