Taubenzüchter
Antonín Dvořák Die Waldtaube op. 110
Erich Wolfgang Korngold Violinkonzert D-Dur op. 35
Antonín Dvořák Sinfonie Nr. 9 e-Moll op. 95 Aus der Neuen Welt
Was wäre das Ruhrgebiet ohne seine Tauben, Taubenzucht und ohne den Brieftaubensport? Vor allem die arbeitssuchenden Einwanderer aus Ostpreußen brachten seit den 1860er Jahren die von ihnen gehaltenen Tauben mit und machten Taubenzucht und Brieftaubensport im Ruhrgebiet heimisch. Mit ihren faszinierenden Leistungen und der Möglichkeit, sportliche Wettkämpfe auszutragen, brachte die Brieftaube, das „Rennpferd des kleinen Mannes“, Generationen von Bergarbeitern willkommene Abwechslung vom Alltag. Auch unter den großen Komponisten des 19. Jahrhunderts gab es einen leidenschaftlichen Taubenliebhaber und -züchter: Antonín Dvořák. In der Beschäftigung mit seinen geliebten Tauben fand der naturliebende Musiker eine ähnliche Entspannung wie der Bergmann im Ruhrgebiet. Explizit hat Dvořák den Vogel in seiner von Naturklängen, kantablen Melodien und
Dramatik geprägten Sinfonischen Dichtung Die Waldtaube bedacht. Sie entstand noch nach der zu Recht allbekannten Sinfonie aus der Neuen Welt, seinem sinfonischen Hauptwerk, das auf unserem Programm nicht fehlen darf.
Im Falle von Erich Wolfgang Korngolds süffigem Violinkonzert verläuft der zur Taube führende Pfad wesentlich verschlungener. Das 1947 von dem Geiger Jascha Heifetz uraufgeführte Konzert entstand in der amerikanischen Emigration, wo das ehemalige kompositorische Wunderkind Korngold in Hollywood wahre Triumphe mit seinen Filmmusiken feierte. Sein Violinkonzert stellt eine Art „Best-of“ dieser Filmmusiken dar und so ist ein wichtiges lyrisches Thema des Konzerts der Musik zu dem Film Juarez (1938/39) entnommen, der klar auf die Diktaturen Hitlers und Mussolinis anspielt. In dem Film erscheint nun in einer dramatisch bedeutsamen Funktion das in aller Welt berühmte Lied La Paloma (Die Taube), von Korngold hierfür ausgesucht und in seine Partitur kunstvoll einbezogen.