Oper • Mai 2024 bis Juni 2025

Das Rheingold

Vorabend zum Bühnenfestspiel „Der Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner • Libretto vom Komponisten • In deutscher Sprache mit Übertiteln

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(c) Thomas M. Jauk

Das Rheingold

  • In der Audioeinführung für Eilige gibt Ihnen Tirzah Haase, die „Stimme Dortmunds“, einen kurzen Einblick in Das Rheingold. Eine Live-Einführung können Sie 45 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben. 

Jetzt reinhören!

Begleitet von einem langsam anschwellenden Es-Dur-Akkord erhebt sich im Vorspiel zu Das Rheingold ein mythischer Kosmos aus den Tiefen des Rheins, aus dessen Wogen eine Welt, bevölkert von Göttern, Riesen und Zwergen, ersteht: Die Liebe verfluchend, verschafft sich der Nibelung Alberich das sagenumwobene Gold der Rheintöchter, um daraus einen Ring zu schmieden, der seinem Besitzer grenzenlose Macht verleiht. Als Wotan und Loge ihm das wertvolle Stück listenreich entwenden, belegt Alberich den Ring mit einem Fluch, an dessen verhängnisreichen Folgen sich die weiteren Geschehnisse von Der Ring des Nibelungen entzünden …

Richard Wagner konzipierte Das Rheingold als „Vorabend“ zu seinem vierteiligen Bühnenfestspiel Der Ring des Nibelungen. Darin verlieh er den Göttern das Wort und zeichnete die dramatische Grundprämisse vor, unter der sich später das Schicksal der Menschen entscheiden wird – und deren Auswirkungen im Zusammenspiel von inneren Gefühlen und äußeren Begierden auch unser eigenes Dasein maßgeblich bestimmen. Peter Konwitschny führt mit Das Rheingold seine vielbeachtete Inszenierung der Tetralogie Der Ring des Nibelungen fort, die 2024/25 in der Aufführung des kompletten Zyklus ihren Abschluss finden wird.

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Termine

Wiederaufnahme März 2025 09 Sonntag Opernhaus 18:00 Uhr – 20:45 Uhr (keine Pause) Einführung: 17:15
Tagesaktuelle Besetzung am 09. März 2025
(Änderungen vorbehalten)

Mime  Fritz Steinbacher
Fasolt  Denis Velev
Fafner  Artyom Wasnetsov
Woglinde  Sooyeon Lee
Wellgunde  Tanja Christine Kuhn
Flosshilde  Marlene Gaßner
Musikalische Leitung  Gabriel Feltz

April 2025 30 Mittwoch Opernhaus 19:30 Uhr – 22:15 Uhr (keine Pause) Einführung: 18:45 Uhr
Tagesaktuelle Besetzung am 30. April 2025
(Änderungen vorbehalten)

Mime  Fritz Steinbacher
Fasolt  Denis Velev
Fafner  Artyom Wasnetsov
Woglinde  Sooyeon Lee
Wellgunde  Tanja Christine Kuhn
Flosshilde  Marlene Gaßner
Musikalische Leitung  Gabriel Feltz

Mai 2025 24 Samstag Opernhaus 19:30 Uhr – 22:15 Uhr (keine Pause) Einführung: 18:45 Uhr
Tagesaktuelle Besetzung am 24. Mai 2025
(Änderungen vorbehalten)

Mime  Fritz Steinbacher
Fasolt  Denis Velev
Fafner  Artyom Wasnetsov
Woglinde  Sooyeon Lee
Wellgunde  Tanja Christine Kuhn
Flosshilde  Marlene Gaßner
Musikalische Leitung  Gabriel Feltz

Zum letzten Mal Juni 2025 07 Samstag Opernhaus 19:30 Uhr – 22:15 Uhr (keine Pause) Einführung: 18:45 Uhr
Tagesaktuelle Besetzung am 07. Juni 2025
(Änderungen vorbehalten)

Mime  Fritz Steinbacher
Fasolt  Denis Velev
Fafner  Artyom Wasnetsov
Woglinde  Sooyeon Lee
Wellgunde  Tanja Christine Kuhn
Flosshilde  Marlene Gaßner
Musikalische Leitung  Gabriel Feltz

Besetzung

Wotan Michael Kupfer-Radecky, Simon Bailey
Donner Ks. Morgan Moody
Froh Sungho Kim
Loge Ks. Matthias Wohlbrecht
Fricka Ruth Katharina Peeck
Freia Irina Simmes
Erda Melissa Zgouridi
Alberich Joachim Goltz
Mime Fritz Steinbacher
Fasolt Denis Velev
Fafner Artyom Wasnetsov
Woglinde Sooyeon Lee
Wellgunde Tanja Christine Kuhn
Flosshilde Marlene Gaßner

Opernkinderchor der Chorakademie Dortmund
Statisterie Theater Dortmund
Dortmunder Philharmoniker

Musikalische Leitung Gabriel Feltz
Regie Peter Konwitschny
Bühne und Kostüme Jens Kilian
Licht Florian Franzen
Dramaturgie Bettina Bartz, Dr. Daniel C. Schindler
Szenische Einstudierung WA Dominik Kastl
Studienleitung Thomas Hannig
Produktionsleitung Fabian Schäfer
Regieassistenz Clara Schamp
Bühnenbildassistenz Lara Manon Elena König
Kostümassistenz Nina Albrecht-Paffendorf
Soufflage Ivan Keim
Inspizienz Ulas Nagler, Alexander Becker
Statisterieleitung Mark Bednarz

Meinungen

Kritiken und Pressestimmen

Welt

„Vergesst Bayreuth: Warum Wagner-Fans jetzt unbedingt nach Dortmund müssen.

Der Regie-Altmeister Peter Konwitschny hat an der Dortmunder Oper Richard Wagners ‚Ring des Nibelungen‘ inszeniert…. Es ist wirklich Champions League. 

Immer stand dabei als sehr guter Musikgeist Generalmusikdirektor Gabriel Feltz am Pult der so kraftvoll wie farbenreich betörenden, stets dramatisch zupackenden Dortmunder Philharmoniker.

Konwitschny leuchtete, mit Klugheit, Gelassenheit und sehr viel Metierkunde alles aus. Alle drei Premieren waren und sind ein großer, auch überregional beifällig aufgenommener Erfolg. In einem reduzierten Bühnenbild von jeweils unterschiedlichen Designern: Erst Frank Philipp Schlößmann, der die Wälsungen in drei immer schicker werdende Wohnküchen steckte. Johannes Leiacker ließ den ‚Siegfried‘ jeweils aus dem genormten, unaufgeregten Container entstehen. Und zum ‚Rheingold‘ ist jetzt Jens Kilian an der Reihe. 

Peter Konwitschny macht theaterprall dem ollen Richard eine lange Nase und nimmt ihn gleichzeitig sehr ernst. Die Riesen (dunkel und toll: Denis Velev als Fasolt und Artyom Wasnetsov als Fafner) erscheinen zunächst als Monsterbeine in Siebenmeilengaloschen aus dem Schnürboden. Die nervig warnende Erda (rund: Melissa Zgouridi) schlurft herein als Obdachlose mit mindestens 20 Wotan-Bastarden, die mit dem Nornenwollknäuel schon mal probespielen oder unter Menetekeln gewickelt werden müssen.

In Dortmund ist jeder Tetralogie-Teil sein eigener ‚Ring‘-Kosmos, eingebettet in Symposien sowie begleitende, zeitlich oder inhaltlich passende Opern. Eine wohltuend separierte, bescheiden-konzentrierte Erzählhaltung – gerade nach all den aktuell mehr oder weniger ratlosen, verquasten oder unterkomplexen Prestigedeutungen von Berlin bis Bayreuth, Brüssel bis London. Man kann sich also schon mal den Mai 2025 vormerken, wenn der dann 80-jährige Peter Konwitschny und dieser Pott-‚Ring‘ sein vermutlich famoses Ende finden wird. Zum vierten Mal.“

13. Mai 2024
Münchner Merkur

„So gesehen ist dieses ‚Rheingold‘ am Theater Dortmund ein Mini-‚Ring‘ im ‚Ring‘. Und verantwortlich für diese lustvolle, burleske, satirische, augenzwinkernde Eindampfung ist Altmeister und Ex-Berserker Peter Konwitschny, dem man im Ruhrgebiet alle „Ring“-Fesseln abgenommen hat.

Das ist unplugged, echt und ungeschminkt, ohne szenische Krücken und nie überladen. Ein, zwei Thesen werden logisch durchgespielt. Und statt Figurenschablonen lässt es Konwitschny menscheln. Vom schwer verliebten Riesen Fasolt bis zur Erda, einer Obdachlosen, die mit fast 20 Kindern auftritt. Die drei jungen Nornen mit dem Schicksalsseil sind schon dabei, vielleicht auch Walküren und anderer Nachwuchs, den irgendwelche Götter außer Wotan zeugten – Stoff gewissermaßen für ein ‚Ring‘-Sequel.

Auf der Bühne sind keine vokalen Ringer unterwegs, dafür wird mit Florett gefochten, an der Spitze Joachim Goltz als Alberich. Auch Tommi Hakala (Wotan), Ursula Hesse von den Steinen (Fricka) oder Matthias Wohlbrecht (Loge) sind Singschauspieler, die nicht in Wagner-Würde erstarren. Sympathieträger ist Denis Velev als linkisch verknallter Fasolt – wie gern hätte man ihm Freia gegönnt.“

11. Mai 2024
Frankfurter Rundschau

„Konwitschny arbeitet darin mit krassen Zeitraffern und erzählt eine sehr kurze Geschichte der Menschheit und des Kapitalismus. Dies geschieht in einer brachialen, groben Direktheit. Nicht nur die Nibelungen, denen das häufig zugemutet wird, auch die Götter sind eine Familie Feuerstein, wobei sie damit originellerweise näher an Wagners Vorstellungswelten rücken als all die Anzugträger, an die wir uns längst gewöhnt haben. Die kommen, auch dies: gewitzt, in Nibelheim zum Zug

Joachim Goltz sticht als prächtiger Alberich hervor, Matthias Wohlbrecht ist ein markanter, fast putziger Loge (er ist auch der einzige, den Konwitschny heiter davonkommen lässt) und Ursula Hesse von den Steinen eine gepflegte Fricka. Mezzosopranistin Melissa Zgouridi gibt Erda eine schlanke, junge Stimme.

‚Die Götterdämmerung‘ wird 2025 zeigen, wie rund dieser ‚Ring‘ ist – erneut im Rahmen eines Kosmos-Wagner-Festivals. Die Wichtigkeit des roten Vorhangs lässt erwarten, dass zumindest Teile an Konwitschnys Stuttgarter ‚Götterdämmerung‘ von 2000 erinnern werden (mit Brünnhilde vor dem Vorhang zum damals spektakulär unbebilderten Finale). Der schon ziemlich böse Unernst, die politische Setzung und eine spontan wirkende Einfachheit heben die bisher vorhandenen Teile jedenfalls aller flauen Regietheaterroutine (im ‚Siegfried‘ vor allem) zum Trotz aus der allgemein waltenden Ring-Krise hervor.“

10. Mai 2024
Opernwelt

„Konwitschny verweist auch in Wagners 'Rheingold' an der Oper Dortmund darauf, wie sehr er nach wie vor an Brechts Idee der Verfremdung glaubt 

Wobei Konwitschny vorführt, dass die gute alte Brecht-Verfremdung, hier ein Geschwindmarsch durch die Historie von der Steinzeit über den Hyperkapitalismus bis zum Beckett-Finale, noch immer funktioniert. Vorausgesetzt, man kann’s. Und damit wären wir dann doch bei Kontinuitäten: Eben jene Verfremdungslust zieht sich durch alle 'Ring'-Teile Konwitschnys. Auch das Bekenntnis zum leeren Raum im Sinne von Peter Brook, aus dem Theater erwächst. Und erst recht die Fokussierung auf die Figuren, die von innen heraus inszeniert werden.

Denn trotz Kritik an Kapitalismus und Ausbeutung, trotz Weltekel lässt es Konwitschny menscheln. Den in Freia verknallten Fasolt hat man kaum je so linkisch und berührend werben gesehen, inklusive Drucksen vor der gewünschten Schwiegermutter Fricka. Denis Velev gestaltet das so kraftvoll wie erotisch. 

Die Inhalte sind da, werden jedoch auf lustvolle, burleske, satirische Weise realisiert. 

Böser, auswegloser, erschütternder wird es ja nächstes Jahr, wenn Konwitschny seine 'Götterdämmerung' auffrischt. …Womit sich Dortmund, wenn man alles zusammenzählt, mit einer der stärksten 'Ring'-Parabeln der jüngeren Zeit brüsten darf.“

15. Juni 2024
Oper!

„Die vielen Bilder und Zeichen, die sich dem ‚Ring‘ im Laufe der 150 Jahre angelagert haben, kann freilich selbst Konwitschny nicht ignorieren. Doch er kann damit ‚frei‘ spielen, ab und zu eine Portion Ironie mit einbringen und einzelne Gesten und Szenen boshaft aufbrechen, mit Brecht‘schen Theatermitteln.

Die Zeit vergeht im Flug, das gesamte Ensemble ist mit Feuer bei der Sache, herausragend spielt und singt vor allem Joachim Goltz, als Alberich. (..) Urmutter Erda (wunderbar rund und voll: Melissa Zgouridi) dagegen überlebt, sie führt die Zukunft mit im Tross. (…)

Wann gab es zuletzt so ein erbittertes Buhgewitter, gefolgt von begeisterten Bravo-Chören? Da fasst sich der wackere alte Brecht-Schüler Konwitschny beim Verbeugen an die Ohren und horcht hinaus. Irgendwas hat er wohl wieder richtig gemacht.“

11. Mai 2024
Seen and Heard International

The cast obviously enjoyed the characters they were given to play, and their acting skills were considerable throughout. Sooyeon Lee, Tanja Christine Kuhn and Marlene Gassner were delightful as the Rhinemaidens, their voices crystal-clear at the beginning of the opera, and suitably subdued as they bewailed their paradise lost. Sungho Kim as Froh, Morgan Moody as Donner and Fritz Steinbacher as Mime made the most of their small parts. In Irina Simmes ringing soprano as Freia you could hear why she was highly praised for her recent Sieglinde. Melissa Zgouridi had a powerful voice as Erda, particularly in the lower register of her genuine alto. Artyom Wasnetsov sang Fafner with a very dark and black-sounding bass, while Denis Velev as Fasolt came across as more musical especially in the moments where he was allowed to show his genuine, if robust, feelings for Freia. Ursula Hesse von den Steinen was a feisty Fricka (…). Joachim Goltz sang both carefree caveman and scheming businessman Alberich with a very melodious, strong and warm baritone. Matthias Wohlbrecht's Loge was appropriately devious and scheming. His character tenor is certainly among the best of his generation. As Wotan, Tommi Hakala's voice was sonorous, gentle with a strong core. (…)“

14. Mai 2024
Concerti

Der ‚Wagner-Kosmos‘ der Oper Dortmund wäre Bayreuths würdig.

Welch ein Vorspiel auf dem Theater. Ganz leicht, locker und lustvoll, mit viel Spielwitz steigt Peter Konwitschny in ‚Das  Rheingold‘ ein. Beim Altmeister des deutschen Regietheaters kann man sich zumal im Satyrspiel seines erstmals und endlich als Ganzes geschmiedeten ‚Ring‘ sicher sein, bestens unterhalten zu werden.

Das Erstaunliche und Starke dabei: Konwitschny stürzt nie ins Krachledernde einer übertriebenen Komik ab. Er ironisiert mit den Mitteln des alten Brecht, aber er desavouiert die Figuren nicht. 

Wotan, den Tommi Hakala mit schöner herrischer bassbaritonaler Heldenpracht singt, ist der unschuldigen Naivität, die bis zu seinem Sündenfall herrschte, noch näher. 

(…) die Denis Velev als berückend bassbelkantesker (und sehr glaubwürdig in Freia verliebter) Fasolt und Artyom Wasnetsov als bassgewaltiger Fafner zu Hauptrollen aufwerten. Konwitschny wäre nicht Konwitschny, wenn er bis zum Ende der in Selbstermächtigung in Walhall einziehenden, erwachsen werdenden Götter nicht immer neue Volten schlagen würde, die freilich alle dramaturgisch durchdacht und verblüffend stimmig sind.

Zu all der szenischen Kurzweile und Klugheit steuern Gabriel Feltz und die Dortmunder Philharmoniker ein Wagner-Bild aus dem transparenten Geiste Mendelssohns bei: nicht im Mischklang schwelgend, sondern harte Details im Spaltklang ausstellend, das Konversationsstück stärkend (…).

Bayreuthwürdig, aber ist nicht nur die Inszenierung: Denn wäre Peter Konwitschny nicht einer der ganz wenige Regisseure gewesen, der dort noch mit echter Berechtigung Gültiges, Gegenwärtiges und Genialisches hätte sagen und zeigen können? So feiert die Oper Dortmund ihren Triumph und kann sich der internationalen Aufmerksamkeit sicher sein, wenn in der Saison 2024/25 mehrere Zyklen des ‚Ring‘ in die Fußballstadt laden werden. Wiederum mustergültig, wie Intendant Heribert Germeshausen den „Ring“ eingebettet hat in den ‚Wagner-Kosmos‘ – Symposium mit Diskussionsforen und Forum der Hörerweiterung durch Ausgrabungen von Wagner-Zeitgenossen (…).“

10. Mai 2024
Die Deutsche Bühne

„Altmeister Peter Konwitschny beendet seinen Ring am Theater Dortmund mit dem ‚Rheingold‘. Dabei beweist er einmal mehr, wie gut er Menschen zeichnen und wie humorvoll Pessismus sein kann.

(Heribert) Germeshausen hat bei jeder Ring-Premiere mit seinem ambitionierten Wagner-Kosmos den Blick auf Zeitgenossen des Komponisten und dessen Nachwirkungen erfolgreich eingerahmt. So geht Spielplandramaturgie mit Anspruch. Der Publikumserfolg, auch der jüngsten ‚Rheingold‘-Premiere, ist dafür eine wohlverdiente Sofortprämie; die Profilierung des Hauses eine längerfristige Nachwirkung.

Im ‚Rheingold‘ zieht Konwitschny souverän alle Register seines Könnens. Er spürt in jeder Szene den komödiantischen Witz auf, ohne das als puren Klamauk zu verramschen. Er zeigt allemal das Menschelnde in der Göttersippschaft oder bei den Riesen und das Abgründige bei den Nibelungen.

Auf den zweiten macht der Vergleich den Unterschied zwischen Effekthascherei (in Erfurt) und einem Regietheater deutlich, das souveräne Personenregie ebenso beherrscht, wie das Spiel mit den Zeiten und Bedeutungsebenen.

Natürlich übersieht Konwitschny nicht, was sich zwischen Fasolt und Freia während der Entführung entspinnt. Er macht daraus eine anrührende Liebesgeschichte. Soviel Mitgefühl mit einem unter der rauen Schale schüchternen, sich nach Liebe sehnenden Fasolt hat man auch noch nicht erlebt.

Am Pult überhastete Gabriel Feltz nichts, legte Wert auf Transparenz, spielte mit dem Klimpern der Schmiede ebenso offensiv wie mit dem Einsatz der sichtbar postierten Harfen. Wer sich auf die szenische Detailfreude einließ, dürfte sie auch musikalisch beglaubigt gefunden haben.

Das spielfreudige Ensemble war durchweg auf der Höhe. Vom Urmenschen bis zum Manager der Rüstungsindustrie lieferte Joachim Goltz einen eloquenten Alberich. Souverän Matthias Wohlbrecht als wendiger Loge. Eindrucksvoll vor allem Denis Velev als verliebter Oben-ohne-Fasolt. Solide die Göttertruppe unter Führung von Wotan Tommi Hakala und Fricka Ursula Hesse von den Steinen.“

11. Mai 2024
WDR 5 Scala – Bühne

„Wotan sieht wirklich aus wie Fred Feuerstein, die ganze Familie auch mit Fell behangen. Das ist lange Zeit durchaus witzig, weil Peter Konwitschny ja jemand ist, der Figuren und Geschichten inszenieren kann, wird dann irgendwann auch ein bisschen albern. (…) Ein Bruch kommt mit Nibelheim. Nibelheim, die Welt der Zwerge, sieht völlig ganz anders aus. Das ist eine Großstadt, die sieht aus wie Fritz Langs ‚Metropolis‘. Und von hier aus ändert sich alles und da kommt auch die Kapitalismuskritik herein. Und am Schluß wird es aus meiner Sicht dann richtig witzig und schön, wenn die Rheintöchter, die ja eigentlich die Besitzerinnen des Rheingolds sind, wenn die zum Schluß als Pflegerinnen auftreten und die altgewordenen Götter in Rollstühlen durch die Gegend schieben. Da bekommt das Ganz einen satirischen Biß, auch als Gesellschaftsgleichnis eines überalterten Kapitalismus.

Die Sängerinnen und Sänger schlagen sich wirklich gut. Die drei Rheintöchter machen ihre Sache auch spielerisch sehr schön. Ansonsten ist es mehr ein Abend der Männer. Matthias Wohlbrecht als intelligenter, trickreicher Loge ist ganz großartig. Oder Joachim Goltz als Alberich.

Die veränderte Reihenfolge hat schon was. Wir sind ja sowie auch gewöhnt in Serien und Filmen – Prequals, Sequals – die Zeitsprünge immer wieder zu machen. Das ist modern. Und – man macht ja immer nur eine von diesen großen Opern pro Spielzeit – dadurch wird noch klarer gemacht: Dieses ‚Rheingold‘ steht für sich, genau wie jede andere Oper für sich steht und es immer wieder ein neuer Versuch ist, sich diesem Mythos anzunähern. Also das finde ich, kann man machen.“

13. Mai 2024
Klassikfavori

„So hat wohl noch keiner Alberich in Richard Wagners Vorabend des ‚Rings‘ erlebt! Als Rockefeller-Unternehmer-Typ sitzt er im Chefsessel. Er treibt seine Nibelungen-Techniker ins Geheimlabor und bastelt an der Atombombe!
Nicht von ungefähr erinnert das Nibelheim in Dortmunds ‚Rheingold‘-Premiere an Manhattan. Altmeister Peter Konwitschny übt – wie kann es anders sein – Kapitalismuskritik! Genauer Kritik am Surveillance-Kapitalismus. Vor dem Manhattan-Panorama in Fritz Langs ‚Metropolis‘-Optik angedeutet (Bühne und Kostüme: Jens Kilian) sitzt er in seiner Schaltzentrale in Anzug und Goldkrawatte und streicht und tippt auf seinem Ipad. Mittels des von ihm geraubten Rheingolds hat er den digitalen Überwachungsfortschritt eingeleitet, mit Atomkraft sichert er seine Weltherrschaft.

Die germanischen Götter tauchen dort als Fred-Feuerstein-Witzfiguren auf. Mit wackelnden Köpfen bewegen sie sich slapstickartig, denn in ihren Fellumhängen sind sie hoffnungslos in der Steinzeit zurückgeblieben

So köstlich unterhaltsam, spritzig-witzig ist das ‚Rheingold‘ schon lange nicht mehr über eine Bühne gegangen. Natürlich schmunzelt das Publikum, als sich der Vorhang zur zweiten Szene öffnet, Fellhütten und Tippi eine Steinzeit-Siedlung zeigen. Fricka im Wilma-Feuerstein-Look ihren Gatten aus der Fellhöhle zieht, der sich mit Knochen in der Hand  seinen Rücken kratzt.

Immer wieder erstaunen Details, die einem in einer bestimmten Inszenierung auffallen. Hier ist es der Mann-Frauen-Konflikt. 

Alle singen sehr textverständlich. (…) Denis Velev beeindruckt als Fasolt wieder mit seiner fundamentalen Bassstimme, und es ist so rührig, wie er in einer absteigenden Sequenz schüchtern Fricke mit abgewendetem Kopf einen Blümchenstrauss anbietet. Joachim Goltz ist ein stimmlich wirklich großartiger Alberich. Konwitschny stellt seine Figur, wenn auch ganz anders als Romeo Castellucci in seiner Brüssler Inszenierung aus dieser Opernsaison, in den Fokus.“

10. Mai 2024
Ruhr Nachrichten

„Konwitschny würfelt die Reihenfolge der Tetralogie durcheinander; seine ‚Walküre‘ und den ‚Siegfried‘ haben wir schon gesehen. Aber wie Wotan dann in Konwitschnys ‚Walküre‘ zu Neureichtum mit Luxus-Einbauküche gekommen ist, ist dem Regisseur offenbar völlig wurscht. Für ihn sind die vier Opern eigenständige Teile. Und damit unterhält er glänzend; das ‚Rheingold‘ waren am Himmelfahrtstag zweieinhalb kurzweilige Stunden. Im zu 97 Prozent ausverkauften Dortmunder Opernhaus gab es Buhs für die Regie, aber überwiegend großen Jubel. (…)

Die Dortmunder Philharmoniker unter Leitung von Generalmusikdirektor Gabriel Feltz sind das musikalische Gold der Premiere. Aus dem Nichts bringen sie die Musik zum Wogen, glänzendes Blech hört man aus dem Graben und Feltz bringt die Musik zum Glühen und Lodern.

Joachim Goltz ist als Alberich – noch vor Tommi Hakala als Wotan – der herausragende Solist in dem Ensemble, das durchweg hochkarätig und mit vielen hauseigenen Solisten besetzt ist. Groß ist auch der Fafner von Artyom Wasnetsov, und Matthias Wohlbrecht zeigt an der Zigarettenspitze ziehend als Loge sehr schön die Dekadenz der Götter – selbst in der Jurte."

11. Mai 2024
MDR Kultur

„Die Inszenierung gibt sich betont naiv und grobschlächtig, wie ein Puppenspiel, was natürlich Absicht ist und sehr gut passt, als Kontrast zur Musik. Schon Thomas Mann war das aufgefallen, dass der ‚Ring‘ dem Kasperletheater gleicht. Aber so konsequent wie hier, hat sich noch kein Regisseur getraut. Es gab am Ende natürlich – das war zu erwarten - Buhrufe, aber vor allem auch viel Applaus.

Es ist sehr souverän, wie Konwitschny die Figuren führt, wie fein und facettenreich er den Text in die Handlung übersetzt, Haltungen ausstellt, das ist Meisterklasse und unerreicht. Er nimmt auch den Text sehr wörtlich. So entsteht eine Inszenierung, die nie langweilig wird.“

12. Mai 2024
Online Musik Magazin

„Sooyeon Lee, Tanja Christine Kuhn und Marlene Gaßner begeistern als Rheintöchter durch klare Diktion und harmonieren stimmlich wunderbar miteinander. Joachim Goltz verleiht dem Alberich einen kraftvollen Bariton.

Denis Velev und Artyom Wasnetsov machen diese unterschiedlichen Charaktere mit ihren dunklen Stimmen hervorragend deutlich. Während Velev mit fast lyrischen Bögen eine gewisse Verliebtheit anklingen lässt, ist Wasnetsovs Bass noch schwärzer und härter und unterstreicht, dass er zu allem bereit ist, um seine Ziele zu erreichen, selbst zum Brudermord.

Matthias Wohlbrecht begeisterte im letzten Jahr im Siegfried mit hellem, stellenweise etwas schneidenden Tenor als Mime. Nun kehrt er als Loge nach Dortmund zurück und gibt den windigen Feuergott ebenfalls mit klaren Höhen.

Auch die übrigen Göttinnen und Götter lassen stimmlich keine Wünsche offen. Tommi Hakala punktet als Wotan mit kraftvollem, autoritärem Bariton, der manchmal etwas polternd ist wie sein Charakter, so dass Loge alle Mühe hat, ihn zu bremsen. Ks. Morgan Moody legt den Donner als kraftprotzenden Gott an, der gerne die Fäuste sprechen lässt und ebenfalls mit dunklem Bariton punktet. Dabei wird er im Kampf von Fafner und Fasolt aber immer wieder vorgeführt, genauso wie sein Bruder Froh, den Sungho Kim mit hellem Tenor präsentiert. Ursula Hesse von den Steinen stattet die Partie von Wotans Gattin Fricka mit rundem Mezzosopran aus, der in der Erzählung vom geraubten Rheingold auch zärtliche Töne anzuschlagen weiß. Irina Simmes, ehemaliges Ensemble-Mitglied der Oper Dortmund, die in Erl im ‚Ring‘ als Sieglinde und Gutrune begeisterte, glänzt auch als Freia mit strahlendem Sopran und intensivem Spiel.

 Melissa Zgouridi punktet als Erda mit sattem Mezzosopran und großartigen Tiefen.“

11. Mai 2024
Opera-Online

„So stringent, folgerichtig, humoristisch-pessimistisch kam ‚Das Rheingold‘ noch nicht daher. (…) Der gesanglich und darstellerisch überzeugend ausgespielte Wotan von Tommi Hakala wird von seiner Frau Fricka – Ursula Hesse von den Steinen – virtuos kontrolliert und im Zaum gehalten. Der Loge Matthias Wohlbrecht überzeugt durch die Einheit von Stimme, Spiel und ganzem Körpereinsatz in der Rolle des nur-fast göttlichen Partners von Wotan. Der Alberich Joachim Goltz vermag düstere Ausstrahlung, Verzweiflung und Wut stimmlich fokussiert zu bündeln und der Mime von Fritz Steinbacher ist gewissermaßen der erste, verzweifelte, gezwungen-willfährige Angestellte von Alberich. Die Freia von Irina Simmes vertritt auch stimmlich die Jugendlichkeit, nach der sich alle sehnen. Sie kann die Liebe von Fasolt erfühlen. Die dunkel-schimmernde Erda von Melissa Zgouridi zieht wie eine entwurzelte Ur-Mutter durch den entmenschten Kosmos und will den aus dieser Situation heimatlos gewordenen Kindern ein Heim und eine Zukunft begründen. Fasolt und Fafner von Denis Velev und Artyom Wasnetsov bilden das ungleiche Bruderpaar mit schön geformten, weil verliebten Bariton des Fasolt und dem tiefen und brodelnden Ausdruck des schwarzen Basses von Fafner. Woglinde, Wellgunde und Flosshilde sind Sooyeon Lee, Tanja Christine Kuhn und Marlene Gaßner als harmonisch und stimmlich gut abgestuftes Rheintöchter-Trio. (…) Viel Beifall und bravi für alle Beteiligten.“

13. Mai 2024
Westfälischer Anzeiger

Hervorzuheben ist natürlich die routinierte, handwerklich vorzügliche Personenführung des erfahrenen Regisseurs. Und vor allem die eindrucksvolle musikalische Ausführung des Abends. Der nahezu atemlos dramatische, auf lyrische Verschnaufpausen weitgehend verzichtende Drive des „Rheingolds“ kommt Generalmusikdirektor Gabriel Feltz’ Gespür hörbar entgegen. Unter seiner Leitung sorgen die vorzüglich aufspielenden Dortmunder Philharmoniker für einen spannenden, klanglich sorgfältig geformten Ablauf des Abends.

Und das vielköpfige Solisten-Ensemble überzeugt durch ein homogen ausgeglichenes Niveau ohne einen einzigen Ausfall. Hervorzuheben ist der markant deklamierende Alberich von Joachim Goltz, dem aber Tommi Hakala als Wotan, Morgan Moody als Donner sowie die Riesen Denis Velev und Artyom Wasnetsov mit ihren substanzreichen Bariton- bzw. Bassstimmen nicht nachstehen. Matthias Wohlbrecht mit seinem hellen, ein wenig engen Tenor steuert ein kluges, hintergründiges und hellwaches Charakterprofil Loges bei. Die Interpreten und Interpretinnen der restlichen kleineren Rollen, exemplarisch genannt seien das Rheintöchter-Terzett, Melissa Zgouridi als Erda und Irina Simmes als Freia, runden den Abend adäquat ab.“

11. Mai 2024
Westdeutsche Allgemeine Zeitung

„Enthusiastisch wird neben dem Ensemble vor allem das Orchester vom Publikum gefeiert. Tatsächlich zeigt es bravouröse Brillanz, die mächtig von Wagner beschäftigten Blechbläser glänzen durchweg. Und Generalmusikdirektor Gabriel Feltz weiß den Fluss der motivischen Anspielungen mit Raffinement zu kontrollieren, farbensatt, oft irisierend schön. Mitunter war das Klangvolumen leider fast zu zurückhaltend, und nicht jeder Sängereinsatz am Premierenabend saß perfekt.

Kerngesund, machtvoll, fast belcantisch: Tommi Hakalas Wotan. Eine Bank: Matthias Wohlbrechts Loge, ein Tenor von schneidend süßer Charakterschärfe. Artyom Wasnetsov und Denis Velev gaben prächtig das Riesengespann.“

11. Mai 2024
Orpheus

„Die Souveränität, mit der Konwitschny szenischen Witz mit dem Menschlichen und seinen Abgründen verbindet und dabei zugleich gesellschaftliche Relevanz einbindet, bleibt beispielhaft und ist immer als Theater erkennbar.

Gabriel Feltz setzt dabei mit den Dortmunder Philharmonikern auf die Intensität getragener Tempi, vor allem aber auf Transparenz. Vokal wird eine Ensembleleistung mit einigen Glanzlichtern geboten. Tommi Hakala als Wotan und Ursula Hesse von den Steinen als selbstbewusste Fricka führen den Götterclan an. Daneben bestechen vor allem Joachim Goltz als eloquenter Alberich und Denis Velev als der in Freia verliebte Fasolt."

01. Juli 2024

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