Dawson
- In der Audioeinführung gibt Ihnen Dramaturgin Helena Sturm einen kurzen Einblick in den Ballettabend Dawson. Eine Live-Einführung können Sie 45 Minuten vor jeder Vorstellung im Foyer erleben.
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Zwischenmenschliche Beziehungen in allen Facetten, das Wechselspiel inniger Momente der Zuneigung und leidenschaftlicher Abwehr – dafür findet der Choreograf David Dawson, einer der innovativsten und international gefragtesten Tanzschöpfer der aktuellen Tanzszene, einen Stil, der sich mit fließender Leichtigkeit und Eleganz mitteilt. Das Vokabular der Neoklassik ist dabei die Grundlage seiner Kreationen, das er mit feinen Nuancen zu seiner eigenen Sprache macht. Sowohl abstrakt als auch erzählerisch, immer aber atmosphärisch berührend, schafft er seit über 20 Jahren Werke, die international gefeiert und ausgezeichnet werden und in das Repertoire führender Companys eingegangen sind.
Der Kreationsprozess seines Balletts Metamorphosis zur gleichnamigen Komposition von Philip Glass für Soloklavier wurde jäh durch die Corona-Pandemie unterbrochen und zwang David Dawson dazu, sein Stück für 23 Tänzer*innen in Distanz via Zoom mit der Company des Dutch National Ballet fertigzustellen. Die Uraufführung folgte dann am 29. April 2021 ebenso online. Neue Umstände, die den Choreografen und die Tänzer*innen nicht in ihrer schöpferischen Kraft bremsen konnten. David Dawson fand einen Weg mit den Unsicherheiten dieser Zeit umzugehen. „Metamorphosis ist ein Vehikel der Hoffnung, es geht darum, weiterzumachen, nicht aufzugeben, um den sprichwörtlichen Weg, den wir vom Winter in den Frühling gehen, um den Glauben, dass Licht am Ende des Tunnels scheint.” (David Dawson)
Drei Solistinnen, zwei Solisten und vier Paare führen dagegen in seiner Kreation Affairs of the Heart (UA 2022) vor, wie edel und erhaben die Vision der Liebe sein kann. Das Violinkonzert des Kanadiers Marjan Mozetich gibt dem Ballett seinen Titel. Mit vereinnahmenden Soli wie auch synchron arrangierten Dreh- und Hebefiguren der Paare zu minimalistisch erdachten musikalischen Strukturen, aber auch angenehm melodischen, fast romantischen Passagen hat David Dawson ein Ballett als Ode an die Liebe selbst geschaffen. „Es ist fröhlich, es ist leidenschaftlich, es ist feurig. Es lebt. Es ist eine Feier des Seins.“ (David Dawson)
„Es gibt sie durchaus, die Hebefiguren im Pas de deux, den kurz aufblitzenden Spitzentanz, die Pirouette, doch Dawsons neoklassischer Zugriff und sein stets Brüche wagender Erzählfluss überwinden mühelos die Gefahr des Selbstverliebten zugunsten einer einzigen großen Liebeserklärung an die Sprache des Körpers und sein wortloses Vokabular.
Das Prinzip Hoffnung ruht mit Macht auf dem hochästhetischen Bilderfluss.
Dawson kreist um die Liebe, anrührend, zerbrechlich, unstillbar, unfassbar im Geschenk, das Menschen einander machen können. Man darf staunen, es ist im oft so zwanghaft verkopften Theater diesmal nicht verboten, zu sagen: Herz zu zeigen, ist ein Glück.
Das unter Wang zur internationalen Adresse aufgestiegene Dortmunder Ballett lässt diese in Amsterdam und München uraufgeführten Werke mühelos erblühen. Für die hohe Klasse der Kompanie seien Sae Tamura, Daria Suzi, Matheus Vaz und Javier Cacheiro Alemán stellvertretend genannt. Dortmunds Philharmoniker (Leitung: Koji Ishizaka) deuten Mozetichs titelgebendes, mitunter allzu süffig komponiertes Violinkonzert unbestechlich souverän. Langer Beifall.“
„Der außergewöhnliche Samstagabend im Dortmunder Opernhaus ist ein Höhepunkt der Jubiläumsspielzeit des Dortmunder Ballettintendanten Xin Peng Wang.
Der 52-jährige Brite David Dawson verzaubert das Publikum mit Tanz voller Sinnlichkeit und Ästhetik. Er fordert die Dortmunder Compagnie mit schweren Schrittfolgen, Bewegungen und vielen Hebungen, die die Tänzerinnen und Tänzer technisch grandios und mit einer hinreißenden Ausdruckstiefe meistern. ‚Dawson‘ ist Ballett in Vollendung, Tanz pur, der vom Publikum – ebenso wie David Dawson – frenetisch bejubelt wurde.
Hinreißender Tanz voller Schönheit, Hingabe Anmut, Sinnlichkeit und Poesie. Und das Finale hat mit den neun Tänzern und sieben Tänzerinnen in schlichten weißen Kostümen fast eine ‚Schwanensee‘-Ästhetik.
Daria Suzi und Javier Cacheiro Alemán zeigen faszinierend Sinnlichkeit und Sehnsucht in diesem Tanz der Liebe. Die Schrittfolgen und Hebungen von David Dawson sind so ausgefeilt wie anspruchsvoll. Es spricht für die hohe Qualität der Dortmunder Compagnie, dass sie beide Choreografien in so einer Perfektion auf die Bühne bringt. Und Márcio Barros Mota ist so ein großartiger Tanzvirtuose, dass Dortmund sich glücklich schätzen kann und stolz sein darf, ihn in der Compagnie zu haben.
‚Dawson‘ ist ein leiser, beeindruckender Abend. Hingehen und genießen!“
„Es kommt zu einer flüchtigen, zarten Berührung, bevor die beiden zu den beinahe meditativen Klängen von Glass ein bezauberndes Pas de deux im neoklassischen Stil präsentieren. Tamura begeistert dabei mit filigranem Spitzentanz, Gallego mit kraftvollen Hebefiguren. Der Bewegungsablauf ist dabei absolut elegant und virtuos.
Die Tänzerinnen und Tänzer begeistern mit eleganten und virtuosen Bewegungen. Dabei wechselt das Vokabular zwischen absolut synchronen Abläufen und leicht versetzten Schritten und Drehungen, die von einer enormen Ästhetik gezeichnet sind.
Koji Ishizaka führt die Dortmunder Philharmoniker mit großem Fingerspitzengefühl durch die Partitur und gibt Shinkyung Kim an der Solovioline viel Raum, durch virtuoses Spiel zu glänzen und dabei die verschiedenen Stationen der Liebe plastisch auszuleuchten. So gibt es auch für diesen Teil tosenden Applaus für alle Beteiligten (…).
Dawsons Bewegungssprache ist absolut elegant anzusehen und wird vom Ballett Dortmund mit großer Virtuosität und Leidenschaft umgesetzt.“