Schauspiel • Wiederaufnahme • Termine bis Juni 2020

Der Kirschgarten

Komödie von Anton Tschechow

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Der Kirschgarten

Das große Ensemblestück, hautnah im Studio: Nach fünf Jahren in Frankreich kehrt die Gutsbesitzerin Ljubow Ranjewskaja nach Russland zurück: Die Heimat ruft. Hier, inmitten des idyllischen Kirschgartens, auf dem Gut der Familie, hofft sie auf Frieden und Ruhe. Doch die Wiedersehensfreude mit der Familie wird getrübt durch drückende Schulden und die drohende Versteigerung des Anwesens. Der Kaufmann Lopachin, früher Leibeigener Ranjewskajas, weiß einen letzten Ausweg: den Kirschgarten abholzen und kleinteilig verpachten. Ranjewskaja lehnt ab: Ist doch der Kirschgarten, in dem sie die eigene Kindheit verbracht hat, genau das Stück Heimat, das sie so lange vermisst hat. Statt sich Dialog und Wandel zu stellen, hält sie am Bestehenden fest und verliert schließlich alles. Unter dem Geräusch der fallenden Kirschbäume muss Ranjewskaja mit ihrer Familie das Gut und damit eine Welt verlassen, deren Untergang sie nicht aufhalten konnte. Oder wollte?

Der Kirschgarten zählt zu den meistgespielten Werken Anton Tschechows. Im Mittelpunkt eine brüchig werdende Welt, in der das verloren geht, was doch eigentlich „schon immer“ selbstverständlicher Teil der eigenen Identität war. Was passiert, wenn sicher geglaubte Konstanten wegbrechen? In einer Zeit der Um- und Abbrüche, in der nur scheinbar unumstößliche Werte zu Kapital werden, bleibt der Einzelne letztlich allein zurück: Wie konnte es so weit kommen?

Besetzung

Ljubow Andrejewka Ranjewskaja Friederike Tiefenbacher
Anja, ihre Tochter Merle Wasmuth
Warja, ihre Adoptivtochter Bettina Lieder
Leonid Andrejewitsch Gajew, ihr Bruder Ekkehard Freye
Jermolaj Alexejewitsch Lopachin Frank Genser
Pjotr Sergejewitsch Trofimow Björn Gabriel
Semjon Pantelejewitsch Jepichodow / Firs Uwe Schmieder
Charlotta Iwanowna Caroline Hanke
Dunjascha Marlena Keil

Ljubow Andrejewka Ranjewskaja Friederike Tiefenbacher
Anja, ihre Tochter Merle Wasmuth
Warja, ihre Adoptivtochter Bettina Lieder
Leonid Andrejewitsch Gajew, ihr Bruder Ekkehard Freye
Jermolaj Alexejewitsch Lopachin Frank Genser
Pjotr Sergejewitsch Trofimow Björn Gabriel
Semjon Pantelejewitsch Jepichodow Uwe Schmieder
Charlotta Iwanowna Caroline Hanke
Dunjascha Marlena Keil
Jascha Kevin Wilke
Firs Uwe Schmieder

Musiker Alexander Xell Dafov

Meinungen

Kritiken und Pressestimmen

Sonntagsnachrichten Herne

„Stehende Ovationen (…) Wolf Gutjahr hat eine kleine, an drei Seiten von Zuschauerreihen umgebene Varieté-Manege ins Studio am Hiltropwall gestellt.. (…) Vom Kindergeburtstag mit reichlich Konfetti zu poppiger Ostblock-Mucke (Live-Musik: Alexander "Xell" Dafov) über Charlottas Gurken-Magie bis hin zum kollektiven Kirschkompott-Löffeln kann von "verträumt" oder gar "phlegmatisch" nun wirklich nicht die Rede sein bei diesem ohne Netz und doppelten Boden inmitten des Publikums agierenden zehnköpfigen Ensemble, das dem Affen reichlich Zucker gibt. (…) Sascha Hawemann hat noch mehr solcher großer Tschechow-Momente, die gar nicht vom Autor selbst erdacht worden sind, auf Lager. Was seine Kirschgarten-Inszenierung zu einer besonderen macht, ganz abgesehen von der großartigen Unmittelbarkeit des Spiels aller zehn Darsteller inmitten des Publikums. Der Dortmunder Kirschgarten also ist ein Ereignis. Schon vor der Premiere waren zahlreiche Aufführungen ausverkauft.“

02. Januar 2018
Dortmunder Kulturblog

„Laut, wild und unheimlich nah – das ist Anton Tschechows Der Kirschgarten von 1903 in der Inszenierung von Sascha Havemann am Schauspiel Dortmund. (…) Erster Kunstgriff ist, dieses Stück nicht im großen Haus zu spielen, sondern im kleinen Studio mit nur 80 Zuschauern. Die sitzen so nahe (…), dass sie teilweise ihre Füße einziehen müssen, um nicht mit den Schauspielern in Körperkontakt zu kommen. (…) Man ist mitten drin im Geschehen. (…). Zweitens spielen die Schauspieler wieder mit einer solchen Hingabe und einem solchen Körpereinsatz, dass man einmal mehr aus dem Staunen nicht herauskommt – und das, obwohl sie das immer tun und man inzwischen eigentlich wissen sollte, wie es am Schauspiel Dortmund zugeht. (…) Es macht Spaß, diesem Treiben zuzusehen.“

30. Dezember 2017
Westfälischer Anzeiger

„In Dortmund wird gefühlvoll und gleichsam drastisch gespielt. (…) Regisseur Hawemann hat ein großartiges Ensemble, das seinem Zugriff folgt, Menschen auszustellen. Allen voran Friederike Tiefenbacher. (…) Wie souverän und körperlich die Tiefenbacher dem persönlichen Drama Ljubows noch einige Stationen in der Heimat zufügt, ist eine Schau. (…) Mit dem Figurenspiel sprüht die Inszenierung. (…) Solche Momente verstärkt die Bühnenmusik von Alexander Xell Dabov (Klavier, Akkordeon, Soundgerät). Immer wieder gelingen packende Bilder.“

01. Januar 2018
Ruhr Nachrichten

„Mit dem spielfreudigen Ensemble hat der Regisseur eine muntere Komödie inszeniert. Dafür gab es bei der Premiere am Freitag viel Applaus. (…) Nachdem Uwe Schmieder als betagter Diener die Vorhänge an drei Seiten der mit einem Sammelsurium aus Stühlen möblierten Spielfläche (Bühne Wolf Gutjahr) geöffnet hat, geht es zunächst turbulent zu. (…) Frank Genser gibt Lopachin als Neureichen, der zwar die Gutsherrin noch bewundert, doch vor ihrer Gleichgültigkeit kapituliert. (…) Karten für diese gelungene Inszenierung über Umbruchszeiten sollte man sich schnell besorgen, da nur 80 Zuschauer ins Studio passen.“

02. Januar 2018
theaterpur.net

„Alle agieren in einer Art Schwebezustand, wagen den Balanceakt zwischen exaltiertem Aktionismus und schmerzvoller Hingabe an die alten Zeiten. (…) So ist eine packende, berührende Inszenierung entstanden, die sich den Klischees von Pelzmütze und Wodka virtuos entzieht. Die ziemlich textgetreu und ohne zwanghafte Modernisierung bestes Ensembletheater bietet, sensibelst „orchestriert“ von Alexander Xell Dafov, dem Mann am Klavier, Akkordeon und Sampler.“

04. Januar 2018