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„Die geniale ‚Walküre‘-Inszenierung von Peter Konwitschny bildet das Zentrum des ‚Wagner-Kosmos III‘ an der Oper Dortmund (...)
Wie beides glückhaft ineinander gedacht werden kann und wie darüber hinaus musikalische, szenische und dramaturgische Geste zusammenwirken können, belegt Peter Konwitschnys geniale Inszenierung von Richard Wagners ‚Walküre‘ an der Oper Dortmund (...)
Astrid Kessler singt und spielt das mit einer Intensität, in der die Qualen dieser selbstbestimmten Frau (…) deutlich hervortreten. Ein fesselndes Porträt, das aber auch deswegen so faszinierend gerät, weil Konwitschny szenische und musikalische Gesten immer in eins zu setzen vermag.
Zählt man all die Gläser zusammen, die Noel Bouley im Laufe des Abends in seine wohltuend variable, dynamisch facettenreiche und ausdrucksstarke Baritonkehle schüttet, muss man sich wundern, dass er am Ende auch nur einen klaren Gedanken zu fassen im Stande ist (…)
Das anfänglich lustige Spiel mit Brünnhilde, die Stéphanie Müther mit Grandezza, vielen Valeurs und sehr stabiler Kondition singt, verwandelt sich schneller als Gedacht vom Luftschlangen-Geknatter (…) in einen heftigen Konflikt und zwar genau an der Stelle, wo die Tochter dem Vater, der ohne sie nicht leben kann, widerspricht.
Wo in der Walküre, auch durch das stark vermittelnde, rhetorisch durchdachte Dirigat von Feltz, die vielgerühmte Kunst des Übergangs des Übergangs waltet.“
„Was für ein Auftakt des neuen Dortmunder ‚Rings‘!
In Dortmund nimmt Konwitschny die Inszenierungsarbeit allein in Angriff. Doch wird er bei jedem Teil mit einem anderen Ausstatter zusammenarbeiten; im Falle der Walküre mit Frank Philipp Schlößmann, der ihm verschiedene Settings modernen Alltagselends auf die Bühne gestellt hat: bürgerliche Buden, in denen Konwitschny sein virtuoses, diesmal mit sehr leichter und inspirierter Hand in Gang gesetztes Spiel entfaltet.
Überhaupt strebt Konwitschny nicht die radikale Neudeutung eines Werks an (…) bleibt nahe am Stück und schafft das Wunder, selbst in den ‚schwierigen‘ Dialogstellen spannendes Aktionstheater zu liefern (…) Voll und ganz gelingt es dem Regisseur, sein Ensemble in Spiellaune zu bringen; und damit das musikalische Niveau der Dortmunder Aufführung auch darstellerisch abzubilden. Stéphanie Müther (verkörpert) einen jugendlichen Walküren-Typ, der ohne sichtbar angestrengte Kraftentfaltung viele Details dieser Rolle offenbart, die man sonst kaum zu hören bekommt. Kein stahlgepanzertes Götterwesen, ein echter Mensch tritt aus dieser in den Höhen stark, aber dennoch schlank aufblühenden Stimme hervor. Müthers Diktion ist beispielhaft, jedes Wort, jede Silbe ist gut zu verstehen. Mit ihrem lyrischen Ansatz ist sie ganz nahe bei der ebenfalls nicht rollenunerfahrenen Astrid Kessler. Als Sieglinde (…) zeigt sie in den verzweifelten Ausbrüchen des zweiten und der dumpfen Resignation des dritten Akts eine Verletzlichkeit, die in ihrer Menschlichkeit zutiefst anrührt. Dabei singt Kessler auf einem ebenso langen Atem wie ihr Zwillingsbräutigam Siegmund aka Daniel Frank, im Gesang zwar sehr geradlinig, dabei aber zu schönen psychologischen Zwischenfarben aufgelegt, etwa in den hier weniger martialisch als in aufsteigenden Verzweiflungsgraden ausgestoßenen, fast nachdenklich klingenden ‚Wälse‘-Rufen. Auch der zum Chef einer Kleinganovengang ernannte Hunding wird von Denis Velev mit zwar nicht allzu finsterem, aber sinister verhangenem Bass glaubhaft dargestellt.“
„Verzauberung durch oder nach vorangegangener Desillusionierung: ein typischer Effekt in den Musiktheaterarbeiten von Peter Konwitschny. (…)
(…) gut aufgehoben im Dirigat von Gabriel Feltz, dessen Intentionen passgenau mit der Inszenierung einhergehen. Prosaisch im Wortsinn kommt diese ,Walküre‘ auch musikalisch daher, rhetorisch durchdacht. Die Dortmunder Philharmoniker bieten einen scharfen Trennklang, mit reduziertem Vibrato bei den Streichern, aber umso aufmerksamer durchgeformten Orchestersoli. Sie werden zu Inseln epischen Erzählens, als besinne sich die Musik ununterbrochen auf sich selbst zurück. Der dramatische Atem wird gleichsam zurückgestaut, um sich schließlich umso furioser zu entladen. Die Soli unten im Graben und die oben auf der Bühne greifen perfekt ineinander und erzählen eine Geschichte, die Feltz über vier Stunden hinweg immer weiter steigert.
(…) mit faszinierender psychologischer Genauigkeit zeichnet Astrid Kessler eine verhärmte Frau, die gemeinsam mit ihrem Bruder zu kindlicher Leichtigkeit zurückfindet, um sich die utopische Kraft dann selbst in der Katastrophe zu wahren. Ideal besetzt ist auch Stéphanie Müther als mädchenhaft leuchtende Brünnhilde, die weitgespannte Stimmbögen mit perfekter Textverständlichkeit vereint. (…) Daniel Frank beweist sich solide als kraftvoller Siegmund (…).
Was an Magischem bleibt, liegt bei Konwitschny im Menschlichen. (…) Im Detail entdeckt er immer wieder bislang Unerzähltes (…). Und im Detail formuliert er aus, was bei Wagner steht, man aber selten so gesehen hat. (…) Komödie und Tragödie, der Schrecken und die Schönheit des Menschseins liegen in dieser Inszenierung eng beieinander, schlagen oft blitzschnell ineinander um.
Konwitschnys ,Walküre‘ enthält das seltene Versprechen, dass man sich auf die übrigen Abende schon jetzt freuen darf.“
„Der Feuerzauber am Ende der ,Walküre‘ ist im Bild so oft unter- oder überbelichtet, dass Peter Konwitschnys Variante in ihrer Einfachheit und Kraft verblüfft. (…)
„(…) Details versprechen einen unterhaltsamen Abend. (…)
Ein totaler Sieg des (bürgerlichen) Theaters und seiner Mittel und seines Geschmacks, und Wotan führt Regie und ist (ein letztes Mal) der Star. Dazu kommt ein unerwarteter, packender Wiedererkennungseffekt. (…)
Die Neuproduktion steht im Mittelpunkt eines überaus originell ausgestaltete Großprojekts, das Intendant Heribert Germeshausen ,Kosmos Wagner‘ nennt und in dem sechsmal jeweils im Mai um Richard Wagners Geburtstag herum Opernpremieren und wissenschaftliche Begleitung seine musikalische und denkerische Welt ausleuchten sollen.
Astrid Kessler ist eine sehr engagierte Sieglinde, ihre Verzweiflung und Leidenschaft scheint gelegentlich geradezu aus einer anderen Sphäre zu stammen (…). Beide [Astrid Kessler und Daniel Frank] überzeugen mit jungen, schönen Stimmen, wie auch Stéphanie Müther als Brünnhilde, die sich kultiviert und diszipliniert durch die Partie arbeitet. Noel Bouley als leicht angerauter, sympathisch ziviler Wotan haushaltet klug und mit Erfolg. (…)
(…) eindrucksvoll aber doch wieder die Schnörkellosigkeit, mit der Konwitschny es durchführt, (…) vor allem mit Reduktion und Bodenhaftung. Lustig spielen Wotan und Brünnhilde mit Pappspeeren und zünden Konfettibomben. (…)“
„Regie-Altmeister Konwitschny (77) gelang eine ungemein detailgenaue und überraschend witzige Deutung von Wagners Musikdrama.
Staunenswert, welch originelle ,Walküre‘ dem Dortmunder Opernhaus da gelungen ist: Die stehenden Ovationen gingen völlig in Ordnung, und zwar in jeder Hinsicht, was selten vorkommt. Es war musikalisch wie szenisch ein überzeugender Wagner-Abend, der über fünfeinhalb Stunden immer neue Überraschungen bereithielt.
Regie-Altmeister Peter Konwitschny (…) bewies hier eine Souveränität, die ihres gleichen sucht. Mit unglaublicher Detailfreude sorgte er für Dauerhochspannung zwischen den Personen: Da stimmte jede Geste, jeder Augenaufschlag, jeder scheinbar zufällige Schritt.
Da ist es ungemein wichtig, ihre [der Sänger] Beziehungen, ihre Seelenzustände, ihre Emotionen auszuloten (…) Das ist Konwitschny vorbildlich gelungen. Und immer wieder inszeniert er gegen die Erwartung: Es ist keineswegs der heldische Siegmund, der das Schwert Nothung aus dem Stamm der Esche zieht, sondern in diesem Fall Sieglinde, die das mit Einfühlungsvermögen statt Krafteinsatz erledigt.
Peter Konwitschny kann es sich mit seiner Karriere leisten, vor Wagner nicht in Ehrfurcht zu erstarren, sondern sogar die hochdramatische ,Walküre‘ auch mal von der komischen Seite zu nehmen.
Herrlich, wenn Brünnhilde genervt einen Joghurt schlabbert und Wotans Gattin Fricka als Führungskraft zwei Bodyguards und Vertragsunterlagen mitbringt, weil sie das gesprochene Wort lieber nicht gelten lässt. Ein großer Wurf, der begeisterte.
Das lag nicht zuletzt an Gabriel Feltz, der die Dortmunder Philharmoniker traumhaft sicher und hervorragend geprobt präsentierte. (…) Damit war er nah am Ideal vom Musikdrama und weit weg von der Grand Opera, der Wagner ja eher mit Hassliebe verbunden war.
Die Solisten zeigten allesamt Spitzen-Format, vor allem die einmal mehr gefeierte, unglaublich ausdrucksstarke und präsente Sopranistin Stéphanie Müther als Brünnhilde, aber auch Daniel Frank als verletzlicher Siegmund, Astrid Kessler als bis zur Hysterie gepeinigte Sieglinde und Denis Velev als hoch aggressiver Hunding. (…) Insgesamt eine völlig unheldische Wagner-Sternstunde für Neulinge wie Kenner.“
„(…) mit so einer Ironie, die aber doch immer wieder auch etwas Abgründiges hat, nähert sich Peter Konwitschny der ‚Walküre‘.
(…) wir haben auf der einen Seite sehr viel Ironie, sehr viel Witz und Humor in der Inszenierung, aber auf der anderen Seite geht das nicht gegen das Stück. Die Tragödie von Wotan, diesem machtlosen Göttervater (…) wird auch schauspielerisch von dem Bariton Noel Bouley ganz großartig umgesetz.
[Gabriel Feltz] hat psychologisch unglaublich kleinteilig gearbeitet. Jeder Ton sitzt. Hinter jeder Note steckt eine Aussage. (…) es [ist] eine hochintelligente und sehr genau durchziselierte Orchesterinterpretation (…) auf wirklich höchstem Niveau der Dortmunder Philharmoniker. Gesungen wird großartig voller Zwischentöne. Auch zum Beispiel mit Daniel Frank als Siegmund mit einer großen Selbstverständlichkeit in der Stimme. Da denkt man nie, dass der auch nur einmal zittern könnte. Astrid Kessler als Sieglinde und vor allen Dingen Stéphanie Müther als Brünnhilde sind einfach nur großartig. Stéphanie Müther hat wirklich eine ganz große Stimme aber auch die Fähigkeit, im Pianissimo zu gestalten. (…) auch schauspielerisch ist das Ensemble auf höchster Höhe.“
„(…) da hat der Intendant im richtigen Augenblick angefragt. Konwitschny ist ja mit 77 Jahren nicht mehr der Jüngste. Da, wo ein Konwitschny-Ring gut hingepasst hätte, in Bayreuth, hat es nicht geklappt. Jetzt also Dortmund. (…) hier sind nun witzigerweise vier verschiedene Kostüm- und Bühnenbildner engagiert. (…) Wenn man so will, bleibt man also dem postmodernen Ansatz hier mit leichter Akzentverschiebung treu.
Bereicherung auf Kosten der Natur ist das Thema, abgeleitet davon, was passiert mit den alten weißen Machtmännern, wenn sie vor der Frage stehen, Geld oder Liebe. Wir sehen am Anfang beim Einlass eine Art Weltesche. Ein Ast von ihr schiebt sich durch den Vorhang. Genau dieses Bild gibt, ironisch überspitzt, in den Zuschauerraum (…) die originale Bühnenanweisung.
(…) die andere Seite dieses Zurschaustellens des Größenwahnsinns sind dann die Menschen, die immer einsamer werden. (…) Diese Menschen entfremden sich von sich selbst. Krass natürlich Wotan, der am Ende in der Oligarchen-Küche allein aus fünf verschiedenen Gläsern irgendwelche Edelalkoholika trinkt, im Smoking. Diese Entfremdung, Zerstörung von Natur und Mensch, das zieht sich hier als Thema durch.
Besonders schön die solistischen und kammermusikalischen Passagen. (…) Ganz schönes Bild am Ende, Feuerzauber, Walkürenfelsen, links und rechts neben dem Orchestergraben auf der Bühne sind jeweils drei Harfen, die die Flammen so sichtbar züngeln lassen. (…) Die Sänger singen schön und [sind] vor allem als Sängerdarsteller [gut]. Sie werden auch nicht laut, wenn das Orchester laut wird und bleiben so in ihren Rollen, also gutes Niveau. Highlight: Astrid Kessler als Sieglinde legt ihre Figur einfach toll an und sie zieht das Schwert Nothum aus der Weltesche.“
„Regielegende Peter Konwitschny inszeniert in Dortmund eine ironische und dennoch berührende ,Walküre‘ mit einem großartigen Gesangsensemble.
(…) diese große Tragödie, die da drinsteckt (…) kommt ganz großartig rüber an diesem Abend.
(…) die Dortmunder haben zum Teil aus eigenem Ensemble, zum Teil aber auch zusammen engagiert wirklich ein großes Ensemble an Wagner-Stimmen. (…) Stéphanie Müther als Brünnhilde, (…) Noel Bouley als Wotan, Astrid Kessler und Daniel Frank als das Liebespaar, (…) das sind alles bewegliche Stimmen. Das sind alles Stimmen, die eine mühelose Durchschlagskraft (…) haben und die sind schauspielerisch auch wirklich ausgezeichnet. (…) man kann sich auch wirklich auf diese Geschichte einlassen. Und Gabriel Feltz hat mit den Dortmunder Philharmonikern, das merkt man, unglaublich viel geübt. Jedes kleine Detail, jeder Ton, jede Note ist da durchdacht. (…) das [ist] wirklich musikalisch ein großer Abend in Dortmund und es macht auch einfach einen riesigen Spaß, diese weit über fünf Stunden anzukucken, weil ständig etwas Neues passiert, womit man nicht gerechnet hätte.“
„Im Falle der neuen ,Walküre‘ ist alles gut gegangen. Sehr gut sogar. Sie wurde zu einem Triumph der Musik, des Theaters und eines Regisseurs in Hochform! (…) Was einer wie Peter Konwitschny mit besonderer Zuneigung zu den Figuren, genauem Hineinhören in die Musik und mit einem untrüglichen Sinn für den szenischen Witz eben nach wie vor besonders eindrucksvoll hinbekommt.
Bei Konwitschny gehen aber nicht nur kleine Konfettiknaller hoch. Er veranstaltet ein großes Feuerwerk von witzigen und überraschenden Einfällen (…).
All das funktioniert fabelhaft, weil das Protagonistenensemble die Suche nach dem menschlichen Extrakt im Stück, das Konwitschny offenbar im Sinn hatte, innerlich mitgegangen ist und auch vokal und darstellerisch umzusetzen vermochte. Faszinierend, mit welcher unangestrengten Leichtigkeit Daniel Frank und Astrid Kessler Siegmund und Sieglinde porträtieren. (…) das ist grandios gesungen und gestaltet. Stéphanie Müther (…) ist eine prachtvolle Brünnhilde (…). Wunderbar auch ihr Zusammenspiel mit dem eher edlen als auftrumpfenden Noel Bouley als Wotan. Auch Kai Rüütel als herrische Fricka und Denis Velev als mafioser Hunding machen ihre Sache gut. (…) Gabriel Feltz und das Dortmunder Orchester beweisen mit dieser ,Walküre‘ Wagnerkompetenz, die neugierig auf die Fortsetzungen macht. Feltz hat was übrig fürs Verweilen und Vertiefen, lässt sich nicht hetzen, kostet aus.
Genauso wie diese ,Walküre‘ geht ein ,Gesamtkunstwerk Oper‘ für hier und heute! Das Publikum in Dortmund quittierte das mit Ovationen!“
„(…) Schon fast komödiantisch mutet es an, dass das Schwert vor Siegmund immer zurückweicht und höher in den Schnürboden gezogen wird und es schließlich Sieglinde ist, die das Schwert herunterholt. Selbst ist die Frau. Schließlich befinden wir uns ja in der ,Walküre‘.
Überhaupt lässt die musikalische Umsetzung keine Wünsche offen. Generalmusikdirektor Gabriel Feltz lotet mit den Dortmunder Philharmonikern die zahlreichen Nuancen der Partitur differenziert aus und findet stellenweise sehr leise, fast kammerspielartige Momente. Dies geht vor allem in der großen Wotan-Erzählung im zweiten Aufzug unter die Haut. Fast flüsternd beginnt Noel Bouley als Göttervater seine Schilderung und ist dennoch wunderbar zu verstehen. Beim berührenden Walküren-Ritt dreht Feltz mit dem Orchester dann richtig auf, und auch der Feuerzauber am Schluss wird vollends vom Orchester getragen, so dass es außer des Klangs keiner weiteren Flammen mehr bedarf, um dieses Feuer, das den Felsen nun umgibt, spürbar zu machen.
Auch bei den Solist*innen kann man in Dortmund mit großartigen Stimmen punkten. Daniel Frank und Astrid Kessler geben ein stimmlich großartiges und darstellerisch überzeugendes Wälsungenpaar. Frank begeistert als Siegmund mit einem kraftvollen Tenor und großer Textverständlichkeit. Kessler glänzt als Sieglinde mit rundem Sopran und leuchtenden Höhen. Mit ‚O hehrstes Wunder‘ hat sie in jeder Hinsicht einen strahlenden Abgang. Denis Velev punktet in der unsympathischen Partie des Hunding mit profundem Bass und schwarzer Tiefe. Noel Bouley gelingt es, mit seinem flexiblen Bass-Bariton, die unterschiedlichen Gefühle Wotans hervorragend herauszuarbeiten. Mal klingt er kraftvoll und autoritär, dann wieder emotional und verletzlich. Kai Rüütel verfügt als Fricka über einen starken Mezzosopran und eine glasklare Diktion, so dass verständlich wird, wieso Wotan ihren Forderungen nachgeben muss. Stéphanie Müther begeistert in der Titelpartie mit kraftvollen ,Hojotoho‘-Rufen und leuchtenden Höhen. Auch darstellerisch vollzieht sie einen glaubhaften Wechsel von der folgsamen Walküre zur empfindenden selbstbewussten Frau.“
„Noch vor dem geschlossenen Vorhang der ,Walküre‘-Premiere am Samstag (…) im Dortmunder Opernhaus fällt ein Ast auf den Boden. Das ist einer von vielen Momenten der fünfeinhalb Stunden, die originell sind und Situationen klug beleuchten.
(…) man merkt, dass sich Konwitschny, der auch mit 77 Jahren keinen gefälligen Mainstream abliefert, sehr genau mit den Figuren, Charakteren und Situationen auseinandergesetzt hat. Er wirft einen neuen Blick auf den ,Ring‘ (…).
Viele dieser Details lassen schmunzeln und sind klug (…).
Auch Generalmusikdirektor Gabriel Feltz deutet mit den Dortmunder Philharmonikern Figuren und Szenen detailliert aus, macht den ersten Akt teilweise zum musikalischen Kammerspiel. (…)
Die Sänger haben fast alle Festspiel-Niveau. Wer singt die Wälse-Rufe wohl länger als der großartige Daniel Frank mit seinem strahlenden Tenor? Astrid Kessler wird zum Star der Aufführung. So leuchtend, so mädchenhaft, aber trotzdem fest und stark singt sie die Sieglinde. Eine Brünnhilde hat die Oper Dortmund mit Stéphanie Müther sogar im Ensemble. Und die übertrumpft mit Schwertstimme auch Wotan (Noel Bouiley), der (…) zu Beginn des zweiten und dritten Aktes stark ist. (…) Denis Velev ist als finsterer Hunding souverän (…).“
„Der Auftakt seines Ring-Projektes in Dortmund zeigte den Regie-Altmeister Peter Konwitschny von der besten Seite und in Hochform. Im szenischen Detail und der Personenführung hochsouverän, musikaffin wie nur wenige, und eben auch fündig bei der Suche nach dem Menschlichen selbst beim göttlichen Personal.
In Dortmund beginnt der (programmatisch beispielhaft mit einem ,Wagner-Kosmos‘ klug und ambitioniert umrahmte) ,Ring‘ mit dem zweiten Teil der Tetralogie (…)
Der berühmte vielfach nachverwendete Walkürehit ist hier völlig entmilitarisiert.
Der Finsterling (großartig: Denis Velev) erschießt Siegmund diesmal sogar eiskalt von hinten (…). So wie Wotan (mit edler Diktion: Noel Bouley) hier um seinen Sohn trauert, erinnert das an die Verzweiflung, mit der Philippe II. um den toten Posa in Verdis ,Don Carlos‘ trauert. (…) Wenn Fricka (präzise in Gestik und Diktion: Kai Rüütel) in strenger, schwarzer Kluft und mit zwei Leibwächtern aufkreuzt, tritt sie natürlich auf einen der Konfettiknallfrösche und erschreckt sich mit einem ,Huch‘, das von innen kommt. In dieser ,Walküre‘ kann man überhaupt oft lachen oder über verblüffende Einfälle schmunzeln.
Die drei Varianten von Frank Philipp Schlößmanns Wohnküchen-Behausungen mit einem von Akt zu Akt eskalierenden Ausstattungsluxus bieten allemal einen kongenialen Spiel-Raum.
Für Konwitschny ist es keine Anbiederung an den Zeitgeist, wenn seine Sieglinde dem übers Fenster eingestiegenen Gast selbstbewusst begegnet und er ihr von Beginn an als Alternative zu ihrem Hausmacho erscheint. Anrührend ist auch, wen Wotan seine Brünnhilde erst mit den Klischeeinsignien der braven Ehefrau ausstaffiert (…), das aber dann glaubwürdig bereut und wieder zurücknimmt. Subversive Subtexte dieser Art aus der Musik begründet aufspüren und mi szenischem Witz umsetzen, ohne dass es albern wird oder aufgesetzt wirkt, das macht Konwitschny so schnell keiner nach. Seine ,Walküre‘ ist dafür ein Musterbeispiel. Auch im Unterlaufen von Erwartungshaltungen mit musikalischer Imagination (…). Bejubelt werden am Ende alle. Ganz zu Recht haben dabei die souverän unangestrengte Brünnhilde Stéphanie Müther, die stets jugendlich leichte Sieglinde Astrid Kessler und der so menschlich strahlende Siegmund Daniel Frank die Nase vorn.“
„(…) bei Konwitschny regiert nicht nur Design das Bewusstsein. Vielfach zeigt er sich als kluger Menschenbildner. Er tut es in einer Inszenierung, die sich clever vom Tagesschau-Theater fernhält und die Binnengeflechte, die Lage der Figuren sehr fein und detailsatt ausmalt.
(…) wie souverän Konwitschny an diesem Abend die Ballade vom traurigen Gott erzählt, wie feingliedrig und anrührend er Wagners Tragödie der Abhängigkeiten an Vater und Tochter vor allem im Schlussakt durchmisst, das ist intensives, exzellentes Musiktheater.
Dortmunds Philharmoniker (…) haben einen bestechenden Auftritt. (…) es entsteht eine nie abreißende Spannung, das Orchester (überwältigend filigran bei Wotans ‚Leb wohl…‘) spielt einen Wagner von famoser Transparenz. Und wenn am Ende (…) sechs Harfen von der Bühne aus das Parkett fluten (…), ergeben wir uns selig.
In der Titelrolle überragt alle: Stéphanie Müther. Ihre Brünnhilde hat Festspielniveau. Ihr stolzer Fanfarensopran ist nie schrill, auch die zarten Momente der Verletzlichkeit gestaltet sie kostbar innig. Im Sommer ist sie in Bayreuth zu erleben. Noel Bouley singt einen expressiven, nie onkelhaften Wotan. Sein Bariton hat ein edelraues Timbre: ein außergewöhnlicher Gestalter. Mit satt baritonalem Fundament glänzt der Heldentenor von Daniel Frank; den Siegmund singt er mit herrlich offener Stimme – und faszinierend langen ‚Wälse‘-Rufen. Astrid Kesslers Sieglinde setzt sich von süßlicher Belcanto-Tradition der Rolle ab, besticht als charismatische Sängerdarstellerin. Kai Rüütels Fricka singt ohne Tadel (…).“
„In vielen Details zeigt Konwitschny sein Talent und seine große Erfahrung. (…)
Am Pult der Dortmunder Philharmoniker sorgte Generalmusikdirektor Gabriel Feltz für einen insgesamt spannenden, klanglich sorgfältig geformten Klang mit viel Drive in den dramatischen Szenen und viel Hingabe in den vielen kammermusikalisch zarten Teilen. (…)
Großen Respekt verdient das Gesangsensemble einschließlich des erfreulich homogenen Walküren-Oktetts. Vor allem die Damen wuchsen über sich hinaus. Ensemblemitglied Stéphanie Müther bewältigte die kräftezehrende Partie der Brünnhilde ohne jede hörbare Anstrengung, wobei ihre Stimme selbst in exaltierten Höhen rund und kontrolliert klang. Auf gleichem Niveau sorgte Astrid Kessler als Sieglinde für eine ebenso intensive wie stimmlich unforcierte Darstellung. Auch Kai Rüütel verzichtete als Fricka auf jeden keifenden Gestus und sang ihre Rolle pointiert, kultiviert und mit samtenem Timbre aus.
(…) Umso markanter bot Denis Velev als Hunding mit seinem kerngesunden kraftvollen Bass die beste männliche Leistung des Abends.
Musikalisch darf man (…) hoffnungsvoll in die Zukunft des neuen ,Rings‘ blicken, der in einem Jahr mit dem ,Siegfried‘ seine Fortsetzung finden soll. (…)“