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„‚Ich war´s, ich habe die Mauer umgeschmissen‘ – mit diesen Worten beginnt Andreas Becks großartiger Soloabend Helden wie wir im Studio des Schauspielhauses am Samstag. In 80 Minuten rekapituliert er die Geschichte von Klaus Uhltzscht – bis zum entscheidenden Moment am 9. November 1989. Vor 22 Jahren hatte der wunderbare Schauspieler den satirischen Wende-Roman von Thomas Brussig schon einmal aufgeführt - in Eisleben. Genau 30 Jahre nach Mauerfall feierte er mit dem witzigen Monolog Dortmunder Premiere - und erntete Bravo-Rufe und stehende Ovationen. In der exzellent verdichteten Bühnenfassung von Peter Dehler brilliert Andreas Beck, versteht es, den Humor auszuspielen. Auf der bis auf einen Holzschrank, der an der Kante mit Deutschland-Fahnen-Farben dekoriert ist, und einen Hocker leeren Spielfläche lässt der Mime das Leben des DDR-Bürgers Uhltzscht im Zeitraffer aufleben. Wir sehen Klein-Klaus am Esstisch, der Hochschrank liegt nun auf der Seite, wenn die Eltern über ihn Gericht halten. Wir erleben ihn im Ferienlager: Die anderen Jungen wissen um die Stasi-Tätigkeit ihrer Väter, nur Klaus meint, dass sein Papa, weil er beim Ministerium für Außenhandel arbeitet, eine Art Straßenverkäufer sei. Und von Sex hat er auch keine Ahnung, die Pubertät wird schwierig ... Später landet er bei der Stasi, obwohl er sich da nicht so sicher ist. Denn das Wort fällt nie, es heißt nur immer: ‚Sie wissen ja, wo Sie jetzt sind.‘ Beck wechselt gekonnt vom Erzählmodus in Dialogszenen, mimt seine Wegbegleiter, meistert das szenische Spiel mit Gestik, Mimik und Stimmmodulation. Unbedingt ansehen!“
„Brussig hatte mit Uhltzscht eine Simplicissimus-Geschichte mit DDR-Biografie überblendet. Klaus ist ein angepasster Junggenosse, der mit dem real existierenden Sozialismus weniger Probleme hat als mit seiner Sexualität. Kein Wunder: Der Vater, der offiziell im Außenhandel arbeitet, gehört tatsächlich zur Stasi. Und da landet natürlich auch der Sohn, der mit Umsturz, Revolution und Wiedervereinigung aber auch gar nichts am Hut hat. Es geschieht ihm einfach nur so, wie Brussig in seiner Geschichte zeigt, die sehr hübsch das Politische mit dem Erotischen verbindet. Am Ende ist es eine Macho-Pose, ein Schwanzvergleich, der das System sprengt. Beck spielt, führt Regie und hat sogar sein Bühnenbild mit Elizaweta Veprinskaja entworfen. Da steht ein Spind, am Rand mit einem schwarz-rot-goldnen Streifen gesäumt, wie ein Grenzpfahl. Daneben ein Stuhl. Mehr braucht Beck nicht. Er verwandelt sich, mal in den kleinen Jungen, der vom Vater als Versager gescholten, von der überbehütenden Mutter getröstet wird. Da wird der Spind gekippt zum Tisch. Beck spricht Vater, Mutter, Kind. Und da genießt man alle Nuancen seiner Sprechkunst. Wie er die Mutter das „sexy“ mit dem weichen, stimmhaften „S“ intonieren lässt. Wie er den peinlichen Moment seiner ersten Erektion einfängt, wo die Mutter an der Toilettentür rüttelt – warum ist die abgeschlossen? Dieser ebenso unterleibsfixierte wie komische Text ist wie für Andreas Beck gemacht. Hier wird die Einheit mit befreiendem Lachen gefeiert.“
„Eines vorweg: Das Solostück Helden wie wir, das pünktlich zur 30-Jahrfeier der Maueröffnung am 09. November 2019 Premiere hatte, lebte vor allem von der Darstellung von Andreas Beck. Ebenso präsent wie bei seinen anderen Solostücken Die Agonie und Ekstase des Steve Jobs und Die Schwarze Flotte zeigte Beck den Größenwahn und die Minderwertigkeitskomplexe seines Helden Klaus Uhltzsch. Andreas Beck spielt die Hauptfigur mit Witz und Komik. Denn auch hier zeigt sich die Stärke des Stückes: Ost und West können gemeinsam lachen. Beck braucht keine Requisiten oder ein aufwändiges Bühnenbild, aus einem Schrank wird ein DDR-Wachhäuschen, das zu einem Tisch wird und umgekehrt. Die Präsenz, die Beck ausstrahlt, zieht die Zuschauer in seinen Bann und nimmt alle mit ins Stück. 80 Minuten können lang sein, oder aber wie bei Helden wie wir mit Beck äußerst kurzweilig. Alles passte an diesem historischen Abend perfekt, zumal Beck den echten Mauerfall auf einer Bühne in Eisleben erlebte.“