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„Theater-Eklat in Dortmund: Zuschauer verlassen fluchtartig das Schauspielhaus.“
„Der Abend gehorcht keinen Gesetzen von Ökonomie oder Dramaturgie. Er ist laut, lang, maßlos, albern und aggressiv. Und gerade deswegen faszinierend, weil Meese und seine Bande eine Form von Freiheit ausleben, wie man sie auf der Bühne kaum noch findet. Am Schluss kommt seine Mutter höchstpersönlich auf die Bühne und setzt sich zum Ensemble. Der ganze Radau wird ihr bald zu viel, und sie will wieder weg. Da wird Jonathan Meese plötzlich ganz zum Kind und bettelt darum, dass er noch zweimal Rammstein singen darf. Dann sei auch bestimmt alles vorbei. Ein radikaler Abend, im Privaten wie im Politischen, grob, angreifbar, wahnsinnig und zutiefst ehrlich. So etwas erlebt man selten.“
„Schäumend und extrem radikal und absolut wild ist eine Performance, die Jonathan Meese gerade im Schauspiel Dortmund herausgebracht hat, (…) Darüber kann man sich unglaublich streiten, er arbeitet mit Nazi-Symbolik, aber er ist so provokant, er ist so kraftvoll, dass man da nicht rausgehen kann ohne sich zu verhalten.“
„Eklat in Dortmund. Mutter (90) versucht, Hitlergruße zu verhindern – Zuschauer flüchten.“
„Das unbedingte Verstehenwollen, das ein Stadttheaterpublikum in Deutschland in der Regel an den Tag legt, wird hier tatsächlich zum Problem. (…) Eigentlich erklärt der vor kurzem 50 Jahre alt Gewordene (…) alles in einem handgeschriebenen Zettelkonvolut, das auf den Sitzen ausliegt. Es enthält eine Art Manifest für das ‚Theater der Zukunft‘: Es ist ‚der hermetische Raum‘, ‚ohne Angst‘, ‚ohne Zensur‘, es ‚paktiert niemals mit dem Publikum‘. (…) „Bei der ‚Dortmundlolita‘ stürmt sich die Bühne selbst und die Lolitas ‚Tanzen‘ das Gesamtkunstwerk! Nur Kunst besetzt die Bühne und die Bühne wird als ultimativster Spieltraum jede Realitätsfantastische Aktivität unmöglich machen!‘ Unter diesen Vorzeichen ist alles möglich – nur eben nichts, das innerhalb des etablierten Systems Theater versteh- oder erklärbar wäre, das möglicherweise sogar eine Geschichte erzählte, indem sich Menschen in Rollen einfühlten. (…)
So ist das eben nicht nichts oder bloß sinnloser Quatsch oder gaga, was der Künstler hier veranstaltet. Auch wenn er es bestreiten würde: Der Meese-Kosmos, in dem auch die finnischen Kinder-Trolls Mumins eine große Rolle spielen, lassen sich sogar gut als politischer Kommentar zur unserer Zeit der Troll-Kommunikation lesen, der ein Rückfall in die schlimmsten und ärgsten Albträume der Geschichte droht.“
„Jonathan Meese ist jedenfalls unbestritten Künstler. Ein ‚Enfant terrible‘ der Kunstwelt, ein Originalgenie mit wirren Haaren und Bart, da abseits des Aktuellen seine eigenwilligen Runden dreht. Zu sehen ist eine Performance mit offensichtlich sehr vagem Drehbuch. ‚Dauer: variabel‘ steht auf dem Programmzettel. Bei der Premiere waren es drei Stunden mit einem Vorlauf, in dem Bernhard Schütz – bekannt als Theater- und TV-Schauspieler aus Berlin – Lieder etwa von Robert Schumann zu singen versucht und Meeses Mutter per Video die Handlung von Nabokovs Lolita vorträgt. Was dann beginnt, ist von absurder Komik, extrem laut (mit umgedichteter Sonne von Rammstein), grell und provozierend. Mal zum Schreien witzig, mal mit Durchhängern. Es ist, als wären wir im Schädel des Jonathan Meese gelandet. Und darin wohnt trotz Hitlergruß kein Nazi, sondern eine Art anarchisches Kind in einem Bilder-Bad, das Meese selbst und Mona Ulrich als Ausstatter mit gigantischen Würfeln, einem Skelett und einem Riesen-Bleistift irrwitzig möbliert haben. Thema ist die Diktatur – aber die der Kunst. Lilith Stangenberg agiert fantastisch fiebrig. Überhaupt Hut ab vor den Schauspielern, die die ganze Zeit über improvisieren. Der Abend hat Wucht, Kraft und gute Lieder. Muss man Lolita sehen? Wer sich für den berühmten Meese interessiert, für den ist die Gelegenheit einmalig. Für alle anderen gilt: Das ist verrückt und nur halb geglückt.“
„Lolita steht für die unverstellte, unschuldige, komplett freie Selbstverwirklichung. So steht Jonathan Meese mit sechs Schauspielern auf der Bühne und zieht eine Mischung aus Verkündigung, Appell und Happening auf, alles improvisiert und offen für plötzliche Richtungswechsel. Was für Protest gut ist, das bringen sie auf die Bühne: Beleidigungen, Erniedrigungen, Schmutz, Nazi-Symbole. Ja, Meese arbeitet sich an den Mythen der finstersten Zeit ab. Aber das Nationale wird lustvoll dekonstruiert: Es werde ein Riss durch Deutschland gehen, verkündet der Prophet. Und er beschwört nicht nur den „Führer“, sondern verneigt sich auch vor der Kinderbuchfigur Mumin. Das hat streckenweise absurde Komik.“
„Gleich zu Beginn erwartet einen die erste Schelmerei. Der Vorhang hebt sich nicht, sondern senkt sich. Darauf erscheint das Bild von Jonathan Meeses Mutter, die in fortgeschrittenem Alter eher schlecht als recht im Stil einer Märchenoma eine ausführliche Inhaltsangabe des Romans Lolita vorliest. Was danach geschieht, hat dann allerdings mehr mit Jonathan Meese als mit Lolita zu tun. Neben SS-Uniformen und dem für Meese schon als typisch zu bezeichnenden permanent gezeigten Hitlergruß sind mit dabei: Fantomas, der Schurke aus der französischen Filmwelt der 60er-Jahre, und die Mumins, die skandinavischen Zeichentrick-Nilpferd-Figuren. Einen roten Faden oder stringente Handlung sucht man vergebens. Verschiedene Abschnitte werden bestenfalls durch große Drucke von Meese-Bildern, die von oben herabfahren, markiert. Die Performance besteht somit aus einer Aneinanderreihung einiger textlicher Versatzstücke und Popsongs (Rammsteins Die Sonne wurde etwa zehn Mal gespielt), die Meese als Zentrum des Geschehens mehr oder weniger spontan in Gang setzt. „Theater der Zukunft“ nennt der Künstler dieses Spektakel selbstbewusst, aber nicht ohne Ironie. Die Premiere dürfte sich stark von den weiteren Aufführungen unterscheiden, da hier die Unvorhersehbarkeit und Spontaneität zum Prinzip erhoben wird. Jonathan Meeses Bühnenpräsenz und das Ensemble, das sich mit Freude schamlos in diesen grotesken Abend wirft, sorgen in all dem grotesken Tohuwabohu für viele absurd komische und durchaus interessante Momente. Meese dekonstruiert enervierend konsequent Theater- und Bühnengeschehen.“
„Jonathan Meese, Maxililian Brauer, Henning Nass, Uwe Schmieder, Bernhard Schütz, Lilith Stangenberg und Anke Zillich performen bis an die Schmerzgrenze. Nur wer bereit ist, sich der totalen Dikatur der Kunst zu unterwerfen, wird einen tollen Abend genießen.“