Ödipus auf dem Mars
Ödipus ist Herrscher von Theben. Doch um die Stadt von einer Plage zu befreien, muss der Mörder des vorherigen König Laios gefunden werden – so die Weissagung des Orakels von Delphi. Was niemand weiß: Ödipus selbst, auf der Flucht vor seinem Schicksal, hat ihn getötet. Denn auf ihm lastet ein Fluch: Er werde seinen Vater töten und sich mit seiner Mutter vereinigen. In dem Glauben, er könne seine Pflegeeltern schützen, flieht er aus Korinth und trifft an einer Weggabelung auf einen Reisenden, den er im Handgemenge erschlägt – ohne zu wissen wer er ist. Als er auch noch die Sphinx besiegt, die Theben in Atem hält, wird er zum König von Theben ernannt und mit Iokaste vermählt – ohne zu wissen, wer sie ist. Erst der Seher bringt die Wahrheit ans Licht, die Ödipus und mit ihm Theben in Verzweiflung stürzt.
Die Geschichte des Ödipus ist einer der bekanntesten Mythen der griechischen Antike. Und doch spukt die Erzählung in vielen Varianten durch das kollektive Gedächtnis, nicht zuletzt als Erinnerung an den Ödipuskomplex, den Sigmund Freud als Begriff der Psychoanalyse prägte. Hier wird der Mythos zum Ausgangspunkt, um sich mit der Frage nach der Unausweichbarkeit des Schicksals zu beschäftigen: Denn so sehr Ödipus auch versucht, den Prophezeiungen des Orakels zu entkommen, so sehr verstrickt er sich immer tiefer in seine Geschichte, die scheinbar schon längst geschrieben ist. Haben wir die Macht über unser Schicksal? Und können wir unserer Geschichte entgehen?
An diesen Fragen verzweifeln nicht nur die antiken Heroen immer wieder, sondern auch die modernen Held*innen unserer Zeit, die wir aus den großen Blockbustern und Serien kennen und die wie eine Variation der alten Mythen erscheinen.
Irgendwo zwischen Ramschladen und Palast in Theben, Rumpelkammer und Mars-Station auf dem Olymp begegnen wir unserem Schicksal, und mit ihm einen ganzen Bauchladen der zukünftigen Erinnerungen.
„(…) wer Spaß an einer leicht abgedrehten Stückentwicklung hat, von der Verwandlung von antiken Helden in moderne Superhelden, von Schauspielern auf der Bühne, von gefilmten hinter Bühne und vom Dortmunder Sprechchor, sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen.“
„Das Theater hat Lola Fuchs in Trance gespielt. Als Live-Projektion sehen wir den Kopf der Schauspielerin, die französisch spricht und der sich unheilvoll vier Hände nähern. Es sind die ihrer Kollegen Linda Elsner und Christopher Heisler. Und dann beginnt Lola Fuchs, diesmal auf Deutsch, von ihrem Theatererlebnis im deutschen Stadttheater zu erzählen. ‚Ödipus‘ stand auf dem Spielplan.“
„Lola Fuchs spielt das Ganze mit ganz großen Kulleraugen direkt in die Kamera, und so wird auch weiter gespielt, kulleräugig und mit großer Energie, wenn es da von einer Assoziation zur nächsten hüpft.“
(...)
Mod: „Gut gespielt und irgendwie amüsant, höre ich da raus.?!“
Stefan Keim: „Genauso ist es, mit einem sehr guten Auftritt des Dortmunder Sprechchors, der die eigentliche Geschichte von Ödipus in einem sehr konzentrierten, wie der Name schon sagt, Sprechchor erzählt.“