Ballett • Februar & März 2023

Peer Gynt

Dortmunder Erstaufführung • Ballett von Edward Clug • Musik von Edvard Grieg

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(c) Leszek Januszewski

Peer Gynt

Audio-Einführung zu Peer Gynt von Gastdramaturgin Ira Goldbecher
Peer Gynt Audio-Einführung

Um Henrik Ibsen ist es in den letzten Jahren auf deutschen Schauspielbühnen etwas still geworden. Zuvor sind seine sozialkritischen Skandaldramen, die ihn zum Mitbegründer des literarischen Naturalismus werden ließen, landauf landab inszeniert worden. Ihre Themen wurden längst von der Realpolitik ihrer exemplarischen Brisanz beraubt. Umso mehr rückt ein Jugendwerk des Dichters beharrlich in den Fokus und wird als Spiegel eines sehr heutigen Menschentyps erkannt: Peer Gynt, die Geschichte eines jungen Mannes, der auszieht, um die Welt zu erobern. Und dabei alles verliert, was ihn zum Menschen macht.

Mehrere Jahre beschäftigte sich Edward Clug, dem Dortmunder Publikum durch seine poetische Kreation Hora und seine brachial-vitale Interpretation von Le Sacre du Printemps bestens bekannt, mit dem Stoff. „Glaube an die Liebe, das Leben ist kurz! – Oft realisieren wir das zu spät. Wir schielen nach verschiedenen Orten, halten Ausschau nach immer neuen Sinnesreizen und übersehen dabei das Naheliegende, den einen Menschen, mit dem wir glücklich sein könnten. Doch: Es ist nie zu spät, sich zu besinnen!“

Zur Musik von Edvard Grieg inszeniert Clug, für seine minimalistischen Settings bekannt, die Parabel von egomanem Glücksverlangen, Sensationsgier und blindwütiger Ich-AG als opulentes wie effektvolles Handlungsballett, das zwischen fliegenden Teppichen und Zwangsjacke den Sinnenrausch beschwört, um den verzauberten Blick dann umso ernüchterter und klarer darauf zu lenken, worauf es schlussendlich hinausläuft: Was bleibt von einem, der am eigenen Leben vorbeilebt?

„Es gibt nur wenige Choreografen, die heutzutage noch eine Geschichte erzählen können.“ (tanz.at)

„Edward Clug macht kein Ballett, sondern Theater von ganz neuer Dimension.“  (Wiener Zeitung)

 

Gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien im Programm NEUSTART KULTUR, Absolvent*innen-Förderung DIS-TANZ-START des Dachverband Tanz Deutschland.

Ausstattung aus einer Produktion des Wiener Staatsballetts, 2018
Dekorations- und Kostümbestellung ART for ART Theaterservice GmbH, Wien
www.wiener-staatsballett.at

Bitte beachten Die Tagesbesetzungen der Ballett-Vorstellungen werden erst am Veranstaltungstag bekanntgegeben.

Gesamtbesetzung

Musikalische Leitung Motonori Kobayashi, Koji Ishizaka
Choreografie und Libretto Edward Clug
Bühnenbild Marko Japelj
Kostüme Leo Kulaš
Licht Tomaž Premzl
Choreografische Einstudierung Miloš Isailović
Probenassistenz Alysson Rocha, Cyril Pierre
Klavier Tatiana Prushinskaya, Atsuko Seki
Chorleiter Felix Heitmann
Stimmbildner*in Heike Daum, Jens Hamann
Projektmanagerin Meri Mlikotić
Inspizienz Jelena-Ana Moody

Meinungen

Kritiken und Pressestimmen

WDR 5 – Scala

„Der Dortmunder Tänzer Javier Cacheiro Alemán als Peer Gynt stürmt, fliegt über die Bühne, oft so irrwitzig schnell, dass man ihnen im Gewusel aus den Augen zu verlieren droht und immer wieder verstrickt er sich in Kampfchoreographien, die selbst Ballettbewegungen brutal aussehen lasse. Das muss man erstmal hinkriegen. Es ist keine leichte Aufgabe für zeitgenössische Choreografinnen und Choreografen, die gefühlvolle Romantik von Komponist Edvard Grieg mit dem doch eher derben Sujet zusammenzuzwingen. Da zeigt Edward Clug viel Mut zum Kontrast […]. [Arthur Henderson] stakst auf ganz hohen Zehenspitzen über die Bühne, als wären seine Glieder zerbrechlich wie Glas, elegant und erotisch. Ein Wesen jenseits der Geschlechter. Eine bildstarke Fantasie ist dieses düstere Ballettmärchen. Mit einem Peer Gynt, der noch so sehr ein Egomane und Hallodri sein mag. Am Ende verführt seinen Charme halt doch jeden.“

06. Februar 2023
Ruhr Nachrichten

„Der Hirsch ist Clugs schönste Erfindung. Arthur Henderson tanzt das grazile Märchenwesen mit den langen (Krücken-) Beinen (tolle, fantasievolle Kostüme: Leo Kulaš) sehr elegant und geschmeidig-beweglich. Viele schöne Einfälle und Szenen hat Clugs Choreografie: Virtuos und präzise getanzt ist der Kampf zwischen Peer und dem Schmied mit einer Axt. Javier Cacheiro Alemán zeigt das Jugendhafte dieses Helden wider Willen sehr schön, auch mit schlaksigen Bewegungen. Die eigentliche Heldin ist jedoch Solveig (ausdrucksstark und sehr präsent: Daria Suzi) […]. Die Dortmunder Philharmoniker, Pianistin Tatiana Prushinskaya im Graben und der Jugendkonzertchor an den Seiten des Parketts illustrieren unter Leitung von Motonori Kobayashi die nordische Welt mit viel Gespür für skandinavische Romantik. Dieser Tanz-Abend ist fabelhaft. Und auch Kinder wird er zum Staunen bringen. Wer die Dortmunder ‚Zauberflöte‘ in der Oper gemocht hat, wird diesen ‚Peer Gynt‘ lieben.“

06. Februar 2023
Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ)

„Edward Clugs ‚Peer Gynt‘ wurde bei der deutschen Erstaufführung stürmisch gefeiert. […] dieser Tanzabend ist hier im wörtlichen Sinn durchaus sagenhaft, dann wieder schmerzhaft unbequem. Er zeigt feinen Witz und schämt sich großer Gefühle nicht. Vielfach ist Clugs ‚Gynt‘ ein Plädoyer für Theatermagie im leeren, nahezu requisitenfreien Raum. Den füllt ein Ausnahmetänzer wie Javier Cacheiro Alemán mit enormer Intensität. Alemán gibt Peer facettenreiche Körperlichkeit. Damit folgt er brillant Clugs Ansatz einer Stilvielfalt, die sich keine Grenzen setzt. Die Frauen, die Peers Weg kreuzten, sind in Daria Suzis Solveig, Isabelle Maias Trollin und Paulina Bidzińska bestechend stark besetzt. Einmal mehr begeisternd: Dortmunds Philharmoniker, mit denen Motonori Kobayashi zu einer extrem kristallinen Klangkultur findet, absolut geschlossen, nie schleppend – alles andere als Romantik von der Stange.“

06. Februar 2023

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