PIDOR und der Wolf
Peter, ein erwachsener Mann, verlässt spät abends das Haus der Familie. Nicht ohne zu zögern, aber magnetisch angezogen von der Stadt, wo ein Mann ihn erwartet. Doch das Sexdate erweist sich als Falle: Dieser Wolf spürt mit perfidem Geschick queere Personen auf, um sie der homophoben Regierung auszuliefern. Statt wie geplant bei Tagesanbruch zurück zu sein, um mit seiner Frau den 8. Geburtstag ihres Sohnes zu feiern, landet Peter in Haft – wo er seine Jugendliebe, den Musiker Ilya, wiedertrifft. Erst viele Jahre später wird Peter seinen inzwischen 16-jährigen Sohn wiedersehen – und ein letzter Verrat folgen …
In PIDOR und der Wolf bildet die Geschichte von Prokofjews berühmtem Musikmärchen die Folie, um die schmerzhaft-aktuelle Geschichte der Verfolgung queerer Menschen in Tschetschenien seit 2017 als düster-auswegloses und doch poetisches Märchen zu erzählen. Aus der Sicht des achtjährigen Sohnes entfaltet sich ein gewaltvolles Machtsystem, das jegliche Abweichung perfide bestraft und aus dem es kein Entkommen zu geben scheint.
Regisseurin Jessica Weisskirchen, dem Dortmunder Publikum durch ihre bildstarken und intensiven Inszenierungen Woyzeck und Queens bekannt, zeigt in ihrer Uraufführungsinszenierung von PIDOR und der Wolf eine entmenschlichte Gesellschaft, in der niemand vor den Beschädigungen der psychischen und physischen Gewalt verschont bleibt und doch Momente emotionaler Verbindung und dunkler Schönheit die Utopie einer anderen Welt aufscheinen lassen. Sie inszeniert u. a. am Volkstheater München, am Staatstheater Darmstadt, am Staatstheater Hannover und am Deutschen Theater Berlin.