Oper • April/Mai 2019

Quartett

Oper in dreizehn Szenen von Luca Francesconi • Libretto vom Komponisten nach dem gleichnamigen Theaterstück von Heiner Müller, frei nach „Les liaisons dangereuses“ von Pierre-Ambroise-François de Laclos • Deutsche Erstaufführung

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(c) Thomas M. Jauk

Quartett

Sex ohne Liebe? Zwei Menschen, die einst eine Beziehung miteinander führten, haben sich hierfür entschieden. Dauerhaft. Mit wechselnden Partnern, nicht unbedingt miteinander. Doch was vielleicht aus Langeweile begann, wandelt sich in ein sehr ernstes Spiel um Lebensbestimmung und um Macht. Ein Rededuell über das menschliche Miteinander, das weit über beliebige Liebespiele hinausgeht. Und zugleich aufzeigt, in welcher Endzeitstimmung sich dieses Paar befindet, das trotz allem eine enge Verbindung miteinander pflegt. Eine Mischung aus Lebensbefragung und amüsantem Aufs-Korn-nehmen weiblicher und männlicher Erotik.

Quartett ist eine Vertonung von Heiner Müllers gleichnamigen Schauspiel, das den berühmten Briefroman Gefährliche Liebschaften (Choderlos de Laclos) zur Grundlage hat. Angesiedelt im dekadenten Frankreich des späten 18. Jahrhunderts, aber auch in einem Bunker nach dem (fiktiven) 3. Weltkrieg, wird die Verführung zum allbestimmenden Lebensinhalt. Der italienische Komponist Luca Francesconi nutzt dies für eine starke musikalische Farbigkeit, die sich in „Traum“-Sequenzen schwelgerisch zeigen kann, in anderen Momenten kammermusikalisch wirkt und dann wiederum in eine elektronisch gestützte sehr moderne Klangfarbe wechselt.
Der gebürtige Mailänder, der bei Stockhausen und Berio studierte, beherrscht die Klaviatur der Neuen Musik, scheut jedoch nicht davor zurück ein zeitloses Sujet auch mit traditionellen Kompositionsweisen zum Klingen zu bringen.

Die szenische Umsetzung von Quartett übernimmt Ingo Kerkhof, ein ursprünglich aus dem Schauspiel stammender Regisseur, der bekannt ist für sein feinsinnig durchdringendes Ausloten von Partituren. Insbesondere hat er sich um Unbekanntes und Neues verdient gemacht: an der Staatsoper Berlin (Amor vien dal destino von Agostino Steffani, Lohengrin von Salvatore Sciarrino) oder am Theater Heidelberg mit den Zweitinszenierungen von Wolfgang Rihms Dionysos oder Georg Friedrich Haas' Morgen und Abend.

Besetzung

Marquise Merteuil Allison Cook
Vicomte Valmont Christian Bowers
Zwei Zofen Gianna Pellarin, Zoe Straub

Statisterie Theater Dortmund
Dortmunder Philharmoniker

Musikalische Leitung Philipp Armbruster
Inszenierung Ingo Kerkhof
Bühne und Kostüme Anne Neuser
Kostüme Inge Medert
Licht Florian Franzen
Dramaturgie Laura Knoll
IRCAM Computer Musik Design Serge Lemounton
IRCAM Computer Musik Production Benoit Meudic
IRCAM Sound Engineers Sébastien Naves, Luca Bagnoli
Regieassistenz David Martinek
Inspizienz Ulas Nagler

Tonaufnahmen mit Chor und Orchester des Teatro alla Scala, Mailand (Aufnahme, Schnitt, Mischung: Julien Aléonard)