Ubu – Eine Trapoper
Geldzählmaschinen machen Radau. Schampus, Capri-Sonne, Wohlstandsbauch und weißes Gold. Hunderttausend Mäuse fliegen durch die Lobby der politischen Hinterzimmer. Das Leben eine ehrenlose Party. Bei Ladehemmung gibt es Kolben ins Genick. Atomarer Exitus. Mehr Kohle, mehr Geld, mehr Kalorien. Abriss.
Das Drama König Ubu von Alfred Jarry ist ein Meilenstein der Theaterhistorie und markiert die Geburtsstunde des absurden Theaters. Das 1896 uraufgeführte Drama löste seinerzeit handfeste Tumulte in den Zuschauerrängen aus. Die Dadaisten entdeckten das in Vergessenheit geratene Relikt zwanzig Jahre später und würdigten Alfred Jarrys Pionierleistung, die erstmals mit den festgefahrenen Strukturen der Kunst brach. Eine Persiflage auf die großen Dramen Shakespeares, die zugleich aus inszenatorischer und theaterästhetischer Sichtweise einen Neuanfang barg. Dramatiker Tobias Frühauf hat die Figur Ubu zum Ausgangspunkt seines Textes gemacht.
Unter der Regie von Philipp Wolpert wird aus dem Stoff eine zeitgenössische Hip-Hop-Oper. Das Hip-Hop Subgenre Trap polarisiert derzeit die Musikszene und spaltet die Gemüter. Während Kunst-Rezensent_innen das junge Musikgenre als Neo-Dada und Spiegel unserer Gesellschaft preisen, sehen andere darin lediglich einen niveaulosen Trend mit geringer Halbwertszeit. Fest steht, Trap rückt zunehmend und unaufhaltsam in den Fokus unserer Gesellschaft und bildet das Pendant zum hedonistischen Streben einer Generation, die lieber im Moment verharrt, als Verantwortung zu übernehmen.
Ein Experiment und ein neuartiges Format von Tacheles und Tarantismus - ein Theaterduo fernab von festgefahrenen Strukturen agiert und sich als Sprachrohr der jungen, zeitgenössischen Dramatik versteht. Erzählt wird die Geschichte des wahnsinnigen Despoten in einem Malstrom aus Rap, Trap, gesprochenem Wort, Performance, Tanz, Video- und Lichttechnik. Die Inszenierung übersetzt Jarrys théâtre-action und Antonin Artauds Theater der Grausamkeit in die Neuzeit.